Wenn Raumfahrer aus dem All zurückkehren, schwärmen sie vom blau leuchtenden Planeten. Doch die Intensität dieses Scheins scheint zurückzugehen, die Erde wird dunkler. Messungen zufolge wird seit drei Jahren weniger Sonnenlicht reflektiert als noch vor 20 Jahren. Danach sei die Reflexionsstrahlung der Erde (Albedo) in dieser Zeit um 0,5 Watt pro Quadratmeter gesunken, berichtete der Physiker Philip Goode vom New Jersey Institute of Technology (NJIT). Satellitendaten würden sogar 1,6 Watt nahelegen. Was aber bedeutet das für die Menschheit? Bisher hieß es, die Dunkelheit schwindet, weil die Lichtverschmutzung zunimmt. Ausgewertet wurde nun die Sonneneinstrahlung zwischen 1998 und 2017, um die „Veränderungen der terrestrischen Albedo aus dem Erdschein genau zu bestimmen“, heißt es in der Studie aus den Geophysical Research Letters.

„Wenn weniger Sonnenlicht zurück ins All geworfen wird, bleibt mehr Wärme im Erdsystem.“

Wenn weniger Sonnenlicht zurück in den Weltraum geworfen wird, bleibt mehr Wärme im Erdsystem. Da die Sonnenstrahlung stabil geblieben ist, wird die zurückgehende Wolkenbildung über dem Pazifik als eine Ursache vermutet. Bisher hatten die Wolken dort das Sonnenlicht gut reflektiert. Nun habe sich in dieser Region der Ozean aber wegen des Klimawandels besonders stark erwärmt, und das hat nicht wie angenommen zu mehr, sondern zu weniger Wolkenbildung geführt. Warum das so ist, ist unklar. Theoretisch könnten sowohl der Klimawandel, natürliche Schwankungen oder auch beides für die Erwärmung der Ozeanregionen und den Wolkenschwund verantwortlich sein, meint Goode vorsichtig. Denn er hatte vor vier Jahren bekanntgegeben, daß die Erde von 2001 bis 2003 deutlich mehr Sonnenlicht reflektiert habe als bei dem Messungen von 1984 bis 2001. Und es wurde auf die Wolkenbildung verwiesen, nur daß damals mehr Wolken mehr Sonnenlicht ins All reflektierten. Daraufhin titelten die Medien: „Kritischer Punkt erreicht: Die Erde wird immer heller“.