© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/21 / 22. Oktober 2021

Meldungen

Corona-Hunde: Schneller als jeder Schnelltest

HANNOVER. 1,5 Millionen Euro bewilligte das niedersächsische Wissenschaftsministerium der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo), um zu prüfen, ob Großveranstaltungen durch den Einsatz von Corona-Spürhunden sicherer werden. Eine TiHo-Pilotstudie hatte gezeigt, daß Hunde in der Lage sind, Speichelproben von Sars-CoV-2-Infizierten und von Gesunden mit 94prozentiger Sicherheit zu unterscheiden. Eine Folgestudie ergab, daß auch Schweiß und Urin geeignetes Probematerial sind. Da Hunde ihre Entscheidung binnen Sekunden treffen, sind sie sehr viel schneller als PCR- und Antigen-Schnelltests. Sollten sich diese Ergebnisse bestätigen, böte der Einsatz dieser Spürnasen die Chance, das Infektionsrisiko bei Massenkonzerten und Festen zu mindern. Unter dem Motto „Zurück zur Normalität“ planen die Forscher in der letzten Phase ihrer Studie, den Probanden zu erlauben, ganz auf Masken und Abstandhalten zu verzichten (Naturwissenschaftliche Rundschau, 7/21). (dm)

 www.tiho-hannover.de





Bakteriengefahren aus den tauenden Permafrostböden?

HAMBURG. Seit den 1990er Jahren warnen Forscher, daß die Permafrostböden in Sibirien, Alaska und Kanada auftauen. Mikrobiologen befürchten nun, daß dabei nicht nur die klimarelevanten Gase Methan und Kohlendioxid freigesetzt werden, sondern auch Bakterien und Viren, die dort Jahrtausende überdauerten. So meldete Jean-Michel Claverie (Universität Aix-Marseille) 2014 die Entdeckung einer unbekannten Riesenvirusart in Amöben aus dem sibirischen Permafrost. In einem Hochsicherheitslabor in Nowosibirsk finden Wiederbelebungsversuche mit unbekannten Viren aus einem Mammutkadaver statt. Der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit hält die Gefahr aus dem Permafrostboden für gering, weil dort entdeckte Viren nur unter Laborbedingungen lebensfähig seien. Anders sehe es mit Bakterien aus dem Eis aus. Der Ausbruch Antibiotika-resistenter Pesterreger sei dann durchaus denkbar (Bild der Wissenschaft, 9/21). (ft)

 wissenschaft.de





Ende des Kükentötens hat für Bioverbände drei Haken

MAINZ. Ab Januar 2022 ist das Kükentöten in Deutschland verboten. Bislang sind jedes Jahr bis zu 45 Millionen männliche Küken kurz nach dem Schlüpfen begast worden, weil sie weder Eier legen und noch so viel Fleisch ansetzen wie dafür gezüchtete Masthähne. Technik macht diese umstrittene Tötungspraxis überflüssig: Per Geschlechtsbestimmung im Ei sollen männliche Küken vor dem Schlupf aussortiert werden. Für Tierschützer hat das jedoch drei Haken: Weil Deutschland als einziger EU-Staat das Töten der Küken verbietet, dürften viele Brutbetriebe ins Ausland abwandern. Und ein EU-weites Verbot ist nicht in Sicht. Das grundsätzliche Problem, Küken nur als Produktionsfaktoren zu sehen, so Inga Günther vom gemeinnützigen Unternehmen „Ökologische Tierzucht“, sei damit nicht gelöst. Für große Bioverbände sei die Methode der Geschlechtsbestimmung im Ei also ausgeschlossen (Greenpeace Magazin, 5/21). (rs)

 www.oekotierzucht.de





Erkenntnis 

„Verzicht im Süden ist nicht angebracht, da geht es um die Herstellung materieller Chancengleichheit. Im Norden muß man sich aber ernsthaft mit der Sinnfrage des Wirtschaftens und des eigenen Lebensstils befassen. Da setzt das Konzept der Neo-Ökologie an: Die Verbindung von Ökologie, Wirtschaft und Wertewandel wird zu einem Element der individuellen wie kollektiven Sinnfindung.“

André Reichel, Professor für Management & Sustainability an der International School of Management (ISM) in Stuttgart