© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/21 / 22. Oktober 2021

Frisch gepreßt

Widerstandskraft. Der Begriff „Resilienz“ hat wegen der Corona-Pandemie Hochkonjunktur. Wie kann der Körper resilienter werden, wie die Wirtschaft? Das unsichtbare Virus hat schließlich gezeigt, wie verletzlich auch unsere hochentwickelte Gesellschaft ist. Doch das muß nicht so sein, schreibt der in Princeton lehrende deutsche Makroökonom Markus K. Brunnermeier. Sein Buch „Die resiliente Gesellschaft“ ist ein Leitfaden dafür, wie die Wirkung negativer Schocks – die Corona-Krise war sicher einer – in Zeit und Stärke begrenzt werden kann. Basierend auf den Erfahrungen der vergangenen anderthalb Jahre dekliniert der gebürtige Bayer Möglichkeiten durch, wie moderne Gesellschaften widerstandsfähiger werden können. Brunnermeier beschränkt sich nicht nur auf die Makroökonomie, wenngleich diese den größten Raum des Werks einnimmt. Der Volkswirtschaftler wagt sich auch in andere Fachrichtungen vor, wenn er etwa die „Bedeutung von Resilienz im Gesellschaftsvertrag“ hervorhebt oder von einer „neuen Impfstoffnormalität“ spricht. „Um resilienter zu sein, muß man flexibel reagieren, zusätzliche Puffer haben und offen für die Chance bleiben, nach Rückschlägen wieder aufzustehen.“ Dafür brauche es mehr Ideen, resümiert der 52jährige. Und gefragt seien nicht nur Experten, sondern alle. (ls) 

Markus K. Brunnermeier: Die resiliente Gesellschaft. Wie wir künftige Krisen besser meistern können. Aufbau Verlag, Berlin 2021, gebunden, 336 Seiten, 24,70 Euro





Antirassismus. Das Geschäftsmodell „Antirassismus“ blüht und gedeiht. Kaum ein großer Verlag, der sich nicht darum reißt, die neuesten antiweißen Ressentiments zu verbreiten. Auch wenn es mittlerweile genug deutsche Autoren auf diesem Gebiet gibt, greift man nur allzugern auf US-amerikanische Autoren zurück, schließlich hat der kulturelle Einschlag dort seinen Ursprung. „Was fange ich bloß mit guten Weißen an?“ fragt sich Brit Bennett in ihrer Aufsatzsammlung, die nun vom traditionsreichen Rowohlt Verlag übersetzt wurde. Ihre Antipathie gegenüber weißen Personen, die nur nett sein wollen, läßt psychologisch tief blicken. „Rassistische Trolle“ seien ihr manchmal lieber als „kleine Gesten der Freundlichkeit“, die weiße Menschen schwarzen Personen nur aus Gründen des Eigenlobs entgegenbringen würden, erklärt sie, um sich anschließend in weiteren absurden Erzählungen zu ergötzen. Die 31jährige fühlt sich von allem und jedem gestört. Als sich eine Frau dreist in einer Warteschlange am Flughafen vordrängelt, vermutet Bennett rassistische Gründe. Wie konnte es zu Trumps Wahlsieg kommen? Rassismus. Eine ermüdende Lektüre. (ha)

Brit Bennett: Was fange ich bloß mit guten weißen Menschen an, Rowohlt Verlag, Hamburg 2021, gebunden, 112 Seiten, 10 Euro