© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/21 / 29. Oktober 2021

Buchmesse verweht
Wer grenzt hier aus?
Dieter Stein

Schon in den vergangenen Jahren hatten linke Netzwerke im Verbund mit tonangebenden Medien die Anwesenheit weniger rechter Verlage auf der weltgrößten Verlagsmesse mit zunehmender Intensität skandalisiert. Dieses Jahr genügte es, daß eine linke Autorin auf Twitter erklärte, sie werde nicht auf der Messe erscheinen, weil sie sich durch die Anwesenheit eines rechten Verlages „bedroht“ fühle.   

Seit langem präsentieren sich unter den Tausenden Ausstellern aus dem In- und Ausland stets Dutzende linksextreme und auch islamistische Verlage. Darüber gab es nie eine Diskussion. Von den gerade eine Handvoll konservativen, rechten Verlagen, die zu Vor-Coronazeiten anwesend waren, ging nie eine Bedrohung aus, wie behauptet; sie wurden vielmehr regelmäßig Ziel linksextremer Gewaltattacken.

Unter dem Vorwand von „Respekt“ und „Toleranz“ werden Andersdenkende ausgeschlossen.

Am Schluß der Festrede des Frankfurter Oberbürgermeisters Peter Feldmann (SPD) zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels in der Paulskirche drängte sich die grüne Stadtverordnete Mirrianne Mahn auf die Bühne, unterbrach den OB und erklärte empört, es seien „schwarze Frauen auf dieser Buchmesse nicht willkommen“ gewesen. Dieser unwahren Behauptung widersprach der OB nicht, sondern dankte der Grünen-Politikerin statt dessen gerührt für ihre „mutige und notwendige Intervention“.

Angenommen, ein AfD-Abgeordneter wäre auf die Bühne gegangen und hätte dort berechtigterweise die Anfeindungen gegen den rechten Verlag angeprangert. Es wäre die Rede davon gewesen, er habe die Bühne „gestürmt“, sich „bedrohlich“ neben dem OB „aufgebaut“ und ihn mit einer „Hetzrede“ gehindert, zu Ende zu sprechen. Weimar lasse grüßen, hätte es geheißen.

Im öffentlich-rechtlichen Sender Deutsche Welle beklagte der Redakteur Stefan Dege jetzt, Messedirektor Juergen Boos habe die Teilnahme eines rechten Verlages „krude“ mit dem Prinzip der „Meinungsfreiheit“ gerechtfertigt. Dege befürwortet für die Zukunft eine Messe „ohne rechte Verlage“. Sein Plädoyer für den Ausschluß Andersdenkender begründet er verblüffend damit, es gehe um „Respekt“, „Toleranz“ – und „die Notwendigkeit, in dieser Gesellschaft über Ungerechtigkeit und Ausgrenzung nachzudenken“.

Setzt Demokratie nicht voraus, divergierende Positionen der Linken, der Mitte und der Rechten gleichberechtigt zu Wort kommen zu lassen? Daß es keine Vorzugsbehandlung und Bürger erster und zweiter Klasse gibt? Die tonangebende Linke macht es spätestens seit 1968 zur nackten Machtfrage, wer tatsächlich sprechen darf. Ob auf einer Messe, in den Medien oder im Bundestag. Mit vermeintlicher „Toleranz und Vielfalt“ hat das nichts zu tun.