© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/21 / 29. Oktober 2021

Zitate

„Das Befremdlichste an der Jahr für Jahr wiederkehrenden Kampagne, die von der Frankfurter Buchmesse Hausverbote für sogenannte rechte Verlage fordert, ist die Verbindlichkeit, die den Erkenntnissen von Geheimdiensten zugemessen wird. Während es im Literaturbetrieb sonst Ehrensache ist, an jeder Longlist herumzumäkeln, weil eine Beeinflussung der Jury durch Spezialinteressen der Juroren nicht ausgeschlossen werden kann, setzt diese Routine des vorsorglich rückfragenden Verdachts aus, wenn die Verfassungsschutzbehörden ihre Verdächtigungen formalisiert haben.“

Patrick Bahners, Feuilleton-Redakteur, in der „FAZ“ vom 22. Oktober





„Während der Pandemie sind nicht nur die digitalen Lernplattformen, die Schulclouds, ständig abgestürzt, es sind eigentlich auch keine echten Schulclouds. Da kann man PDFs hochladen. Na, herzlichen Glückwunsch! Eigentlich bräuchte eine Schulcloud eine E-Book-Bibliothek, eine digitale Hausaufgabensprechstunde, und eigentlich müßte die Schulcloud so gut sein, daß ich dort die Lernvideos gucke, weil es da die besten gibt und nicht bei Youtube. Ich habe während des Abiturs bei Youtube mehr Mathe gelernt als in der Schule. Schulen könnten außerdem Fremdsprachenapps einsetzen, um den Lernfortschritt der Schüler zu tracken. (...) Das ist alles keine Raketenwissenschaft, weder technisch noch organisatorisch. Das geht! Aber wir machen es nicht.“

Jens Teutrine, Vorsitzender der Jungen Liberalen  und neuer FDP-Bundestagsabgeordneter, auf „Zeit Online“ am 25. Oktober





„Die EZB ist in einer Zwickmühle: Selbst wenn sie der Überzeugung wäre, daß die derzeitige Inflation gefährlicher ist, als sie es darstellt – öffentlich sagen dürfte sie es nicht. Denn wenn die EZB heute vor steigender Inflation warnen würde, dann würde sie die (niedrigen) Inflationserwartungen aus ihrer Verankerung reißen. Dann wäre die EZB selbst die Ursache dafür, daß die Inflationserwartungen steigen. Aber genau das muß die EZB verhindern. Für den aufmerksamen Beobachter ist es deshalb belanglos, daß die EZB den Inflationsanstieg für ein rein temporäres Phänomen hält. Etwas anderes kann sie halt nicht sagen. Wer das versteht, weiß, daß er sich sein eigenes Bild von der Lage machen muß, um die künftige Inflation abzuschätzen.“

Bernd Lucke, Ökonom, auf der Netzseite des „Cicero“ am 25. Oktober





„Die EU-Staaten sollten deutliche Zeichen setzen, daß sie illegale Einwanderung verhindern werden – durch öffentliche Reden, durch verstärkte Kontrollen an den Außengrenzen, durch den Bau von Zäunen. (...) Wer eine Qualifikation besitzt und etwas beitragen kann zum Wohlstand Europas oder wer politisch verfolgt wird, ist willkommen. Für alle anderen gilt, was US-Vizepräsidentin Kamala Harris den Menschen in Mittelamerika zurief: „Do not come!“

Rainer Haubrich, stellvertretender Ressortleiter Meinung, in der „Welt“ vom 25. Oktober





„Karl Popper hat in seinem Aufsatz ‘Prognose und Prophetie in den Sozialwissenschaften’ davor gewarnt, die Bekämpfung gegenwärtiger sozialer Mißstände aufzuschieben zugunsten ‘neuer Wege zum Glück’, die ‘theoretisch und irreal’ seien. Vielleicht sollte das analog auch für die großen Zukunftsängste gelten, die wir beschwören und denen wir die gegenwärtige Politik unterordnen. Zumal in Deutschland, wo alles, was allzu groß und zu bewegend ist, schnell ins Radikal-Unversöhnliche kippt.“

Susanne Gaschke, Publizistin, in der „Neuen Zücher Zeitung“ am 26. Oktober