© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/21 / 29. Oktober 2021

Lars Klingbeil wurde bei der linksextremistischen Antifa politisch sozialisiert und wird nun wohl Minister werden.
Furor gegen Rechts
Jan Martens

Wenn bald die Posten der neuen Bundesregierung zu besetzen sind, wird Lars Klingbeil sicher nicht leer ausgehen. Besonders wegen seiner langjährigen Mitgliedschaft im Verteidigungsausschuß des Bundestages wird der SPD-Generalsekretär von manchen als möglicher Verteidigungsminister gehandelt. Der Sohn eines Unteroffiziers und Berufssoldaten engagierte sich in der Soldaten- und Veteranenstiftung des Bundeswehrverbandes sowie im Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik und setzt sich, wie er beteuert, für eine „starke Bundeswehr“ ein. Aber auch etwa für das Deutsche Panzermuseum in Munster, wo der Niedersachse aufwuchs und seine erste parlamentarische Erfahrung im Stadtrat sammelte. 

Geboren 1978 im nahen Soltau, studierte er Politologie, Soziologie und Geschichte, arbeitete als Juso im Wahlkreisbüro von Bundeskanzler Gerhard Schröder und erlebte bei einem Praktikum in New York den 11. September 2001 hautnah mit. Klingbeil, der seit 2009 im Bundestag sitzt und 2017 Generalsekretär wurde, gehört dem Seeheimer Kreis an, dem von den Medien nachgesagt wird, eine Interessenvertretung „konservativer“ Sozialdemokraten zu sein. Im Wahlkampf kritisierte er die Klimapolitik der Grünen und warnte vor einem „riesigen Problem“, kämen zu viele unqualifizierte Arbeitskräfte – die Integrationsfähigkeit Deutschlands dürfe man nicht überschätzen.

 Beinahe könnte er als bürgerlicher Politiker gelten, wäre da nicht seine Fixierung auf alles, was als „rechts“ gilt.  

Einiges spräche also dafür, Klingbeil als ernstzunehmenden bürgerlichen Politiker einzuordnen ­– wäre nicht seine nahezu pathologische Fixierung auf alles, was als „rechts“ gilt. Daß er überhaupt in die Politik gegangen ist, begründet er unter anderem damit, in der bekanntlich in Teilen linksextremen und gewaltbereiten Antifa aktiv gewesen zu sein. Im Wahlkampf glaubte der bekennende Merkel-Verehrer, einen „Rechtsruck“ in der CDU zu entdecken und forderte diese auf, sich vom ehemaligen Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen zu distanzieren sowie eine Abgrenzung zur Werteunion zu beschließen. Erst recht rot sieht er bei der AfD, denn die sei „voll mit Nazis“, behauptet er und gehörte zu den ersten, die den Verfassungsschutz gegen die Partei in Stellung bringen wollten. Und auch eine Beobachtung der Querdenker sei im „Kampf gegen Rechts“ überfällig, eiferte er. Allerdings folgt Klingbeil nicht immer der Logik. Während er 2019 noch erklärte, er „kämpfe“ um die Stimmen der AfD-Wähler, nannte er es im August 2022 „schäbig“, daß CDU-Kandidat Maaßen genau dies tat.

Im Gegensatz zu manchem SPD-Vorsitzenden erhält der 43jährige Generalsekretär überwiegend positive Kritik. Daß er regelmäßig hart nach rechts austeilt, bringt ihm die nötige Akzeptanz beim linken Flügel, um die Partei im Wahlkampf zu einen. So leistete er seinen Beitrag dazu, die SPD innerhalb weniger Monate von einer zerstrittenen 18-Prozent-Truppe zu einer Kraft zu machen, die zumindest den Eindruck erweckte, einig hinter Kanzlerkandidat Olaf Scholz zu stehen. Ob Klingbeil deswegen tatsächlich als „Architekt des SPD-Wunders“ anzusehen ist, wie der Publizist Wolfram Weimer meint, oder ob nicht vielmehr die Schwäche der von Merkel entkernten Union der Grund für den unverhofften Wahlerfolg der Sozialdemokraten ist, sei dahingestellt. Ein geschickter Taktiker ist der Wehrdienstverweigerer Lars Klingbeil allemal.