© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/21 / 29. Oktober 2021

Katz-und-Maus-Spiel der Woche
Sich lächerlich machen
Björn Harms

Anfang September sorgte das sogenannte „Pimmelgate“ in Hamburg für Aufsehen. Ein Twitternutzer hatte sich damals an den Hamburger Innensenator Andy Grote (SPD) mit den wenig schmeichelhaften Worten „Andy, du bist so 1 Pimmel“ gewandt. Der reagierte nicht nur mit einer Strafanzeige, sondern fuhr gleich die großen Kaliber auf. Kurzerhand ließ Grote einen Trupp Polizisten die Wohnung des Delinquenten durchsuchen, um das Handy zu finden, mit dem die Schmähungen versandt wurden. Ganz Deutschland lachte über den dünnhäutigen Politiker und die realsatirische Behörden-Aktion. Das Thema Amtsanmaßung stand im Raum. Doch wer dachte, damit wäre die Sache beendet, sah sich getäuscht. Mittlerweile liefern sich Aktivisten der linken Szene in der Hansestadt ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei. Immer wieder tauchen an den Laternen der Hamburger Innenstadt Sticker mit dem „Pimmel“-Spruch auf. Immer wieder werden Beamte dabei beobachtet, wie sie die Sticker entfernen. Auch an der Wand des linksextremen Szenetreffpunkts „Rote Flora“ prangte in der vergangenen Woche in großen Buchstaben: „Andy du bist so 1 Pimmel.“ Bis die Polizei anrückte. Sie übermalten am Sonntag morgen mit schwarzer Farbe den Schriftzug. Einen Tag später tauchte er wieder auf. Am Montag morgen rückte die Polizei wieder an. Zum Redaktionsschluß war der „Pimmel-Slogan“ also nicht mehr zu sehen. Ob Grote schon einmal etwas vom Streisand-Effekt gehört hat? Hamburgs Bevölkerung ist jedenfalls „not amused“ über die absurde Angelegenheit. „Die Polizei ist dafür da, die Sicherheit der Bürger zu garantieren – und nicht den Konflikt eines Innensenators mit der linken Szene auszukämpfen“, kommentierte die Hamburger Morgenpost die Posse. „Eine Hamburger Polizei, die sich lächerlich macht, wird nicht ernst genommen. Und das ist nicht mehr witzig.“