© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/21 / 29. Oktober 2021

CD-Kritik: Sturgill Simpson – The Ballad of Dood & Juanita
Tradition statt Trend
Eric Steinberg

Sturgill Simpson ist ein Outlaw. Während moderne Country-Musik immer öfter nach stumpfen Baukastensets à la „Whiskey“, „Blue Jeans“ und „Pickup-Truck“ zusammengesetzt wird, widersetzt sich der Musiker aus Kentucky den Gesetzen der Industrie. Mit seinem neuesten Album ehrt Simpson die Ursprünge des Genres und begibt sich in die traditionellen Gefilde von Folk und Americana. Es ist das dritte Album innerhalb eines Jahres und eine Weiterentwicklung nach zwei reinen Bluegrass-Platten. 

Anstatt einer simplen Aneinanderreihung der zehn Albumtitel hat sich der Amerikaner dieses Mal für einen inhaltlichen Rahmen entschieden. Die Songs erzählen die Geschichte des Paares Dood und Juanita zur Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs 1862. Während seine Frau von Banditen entführt wird, macht sich Dood auf die Reise, um sie zu retten. Das Album mit nur einer Spiellänge von knapp 30 Minuten erzählt jedoch nicht nur inhaltlich eine facettenreiche Expedition, sondern kann auch durch musikalische Abwechslung überzeugen. 

Auf „Juanita“ macht Simpson einen Ausflug in texanisch-mexikanische Country-Gefilde und konnte sich für den Song keine geringere Unterstützung als Genre-Legende Willie Nelson sichern. Ob mit sanften A-cappella-Klängen auf „Sam“ oder dem schwungvollen Bluegrass-Song „Go in Peace“: Der 43jährige Grenzgänger läßt sich in keine eindeutige Sparte pressen. Er zeigt, daß für erfolgreiche Countrymusik keine stumpfen Platitüden notwendig sind und sich auch mit den Wurzeln des Genres Gehör finden läßt. 

Sturgill Simpson The Ballad of Dood & Juanita High Top Mountain Records (Membran) 2021   www.sturgillsimpson.com