© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/21 / 29. Oktober 2021

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Draußen zieht der Herbststurm Ignatz nach Osten ab, in der wohligen Stube ziehe ich mit Asterix und Obelix ebenfalls in ferne östliche Gefilde. Das 39. Album um die unbeugsamen Gallier, „Asterix und der Greif“, spielt in der zentralasiatischen Steppe, hier Barbaricum genannt. Dort leben die Sarmaten, ein vergessenes Reitervolk von Nomaden, das vermutlich aus der Verbindung von Skythen und Amazonen hervorgegangen ist. Deswegen haben in dem neuen Asterix-Band auch die Frauen als kriegerische Nomadinnen das Sagen, während die Männer „an den Herd gehören“. Trotz dieses feministisch-zeitgeistigen Zungenschlages steckt das fünfte Album von Jean-Yves Ferri (Text) und Didier Conrad (Zeichnungen), zugleich das erste nach dem Tod des Co-Schöpfers Albert Uderzo, voller Esprit. Zum Schmunzeln auch: Der die Römer anführende Geograph namens Globulus trägt unverkennbar die Gesichtszüge des berühmten französischen Großschriftstellers Michel Houellebecq. 

In dem neuen Asterix-Band haben kriegerische Nomadinnen das Sagen.

Lektüreempfehlung aus der Krimi-Abteilung: „Metropolis“ von Philipp Kerr (Wunderlich, 400 Seiten, 24 Euro). Es ist der letzte Roman des 2018 verstorbenenen britischen Schriftstellers um seinen Mord-ermittler Bernhard Gunther, der seinen ersten Auftritt 1989 in „Feuer in Berlin“ hatte. Die Debüthandlung spielte 1936 und war der Auftakt zu einer Buchreihe, die von der NS-Ära bis in die unmittelbare Nachkriegszeit führte. Der jetzige Band bietet nun gleichsam die Vorgeschichte der Serie. Wir schreiben das Jahr 1928, und der junge Berliner Polizist „Bernie“ Gunther wechselt von der Sitte zur Mordinspektion unter ihrem legendären Chef Ernst Gennat – einer realen Person der Zeitgeschichte. Der Kriminalist soll mithelfen, zwei Mordserien an Prostituierten und an Kriegsveteranen aufzuklären. Was den Roman aber vor allem so fesselnd macht, ist sein heimlicher Hauptprotagonist: Babylon Berlin, einer der zu jener Zeit sündhaftesten und widersprüchlichsten Orte der Welt.

Dieses Bild von Jean-Michel Basquiat mit demTitel „The Guilt of Gold Teeth“ (1982) kommt am 9. November bei Christie’s in New York unter den Hammer. Der schwarze US-Künstler mit familiären Wurzeln in Puerto Rico (Mutter) und Haiti (Vater) malte es im Alter von 22 Jahren. Es stellt nach Angaben von Ana Maria Celis, Christie’s Vizepräsidentin, einen „absoluten Schlüsselmoment“ in Basquiats Karriere dar, weil es durch die Einbeziehung von Baron Samedi, einer Zentralgestalt des haitianischen Voodoo-Kultes, eine Hommage an das Erbe seines Vaters ist. Basquiat starb mit 27 Jahren an einer Überdosis Heroin. Wie das Auktionshaus mitteilte, dürfte das Anfangsgebot für das Bild bei etwa 40 Millionen US-Dollar liegen. Wenn Sie mich fragen: ein Schnäppchen.