© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/21 / 29. Oktober 2021

Umwelt
Joshuas Alternative
Jörg Schierholz

Joshua Kimmich betonte in einem heiß diskutierten Interview mit dem Sender Sky Sport, „kein Corona-Leugner oder Impfgegner“ zu sein. Der FC-Bayern-Star hat aber persönliche Bedenken, sich mit einem der neuartigen Corona-Vakzine impfen zu lassen. Das könnte sich vielleicht ändern, denn in einer vielversprechenden Phase-3-Studie der französisch-österreichischen Firma Valneva zu ihrem Covid-Impfstoff VLA2001 wurde eine um 40 Prozent höhere Antikörperkonzentration als beim Astrazeneca-Vakzin ermittelt – und das mit deutlich geringeren Nebenwirkungen. Diese Ergebnisse ebnen den Weg für eine Zulassung in Europa und erklären die Kursexplosion der Valneva-Aktie. Im Gegensatz zu den neuen mRNA- und Vektorimpfstoffen (Biontech/Moderna bzw. Astrazeneca/Johnson&Johnson/Sputnik V) ist VLA2001 ein klassischer „Totimpfstoff“, wie er beispielsweise auch gegen Grippe seit Jahrzehnten eingesetzt wird. Er besteht aus inaktivierten Coronaviren, die in Vero-Zellen vermehrt und dann chemisch inaktiviert werden.

„Ist Valnevas Corona-Impfstoff ein neuer Hoffnungsträger in der Corona-Pandemie?“

VLA2001 hat den Vorteil, dem Immunsystem sämtliche Antigene des Virus zu präsentieren, ist aber schwächer immunstimulierend, weshalb bei dieser Art des Impfstoffes standardmäßig Adjuvantien (Immun-Verstärker) dazugegeben werden. Das Valneva-Produkt kann zudem lange in normalen Kühlschränken gelagert werden. Ein Vergleich mit mRNA-Vakzinen und Daten zur Wirkdauer sind noch nicht bekannt. Seit einem Jahr führt Valneva aber schon Verhandlungen über Lieferverträge mit der EU; bislang ohne konkretes Ergebnis. Das Bundesgesundheitsministerium rechnet angeblich für 2022 mit elf Millionen Valneva-Impfdosen. Großbritannien stornierte allerdings kürzlich eine Bestellung von 100 Millionen Impfdosen mit der Begründung, Valneva habe seine Verpflichtungen nicht erfüllt, was das Unternehmen entschieden bestreitet. Warum Valneva nicht ähnlich massiv wie Biontech und Curevac staatlich gefördert wurde, ist bislang wenig transparent. Einige Totimpfstoffe wurden in zahlreichen außereuropäischen Staaten bereits zugelassen. Die EU-Arzneimittelbehörde EMA prüft derzeit eine Zulassung des chinesischen Vakzins Coronavac. Joshua Kimmich hat so bald mehr Impf-Alternativen.