© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 45/21 / 05. November 2021

Aufgeschnappt
Privilegien und kritische Theorien
Matthias Bäkermann

Die Zeitung The Hill aus Washington D.C. veröffentlichte Ende Oktober eine repräsentative Studie des Wissenschaftsportals intelligent.com. Danach fühlten sich 34 Prozent der weißen Studenten in Bewerbungsverfahren an US-Colleges genötigt, fälschlicherweise eine Angehörigkeit zu einer rassischen Minderheit zu behaupten, um ihre Chancen auf Zulassung zu erhöhen. Von diesen Bewerbern berief sich gut die Hälfte auf indianische Wurzeln. Für den schwarzen Antirassismus-Aktivisten Ibram X. Kendi war das Grund genug, die in der Studie offenbarten „Lügen der Vorherrschaftsklasse“ auf Twitter anzuprangern. Allerdings erwies sich für einen der führenden Theoretiker der „Critical Race Theory“ (CRT) dieser Post schnell als Bumerang. Wie die Daily Mail vergangenen Dienstag berichtete, verspotteten Kritiker seiner Philosophie den Bostoner Geschichtsprofessor und Bestsellerautor dafür, daß er gerade durch das kritisierte Beispiel seine eigenen Anti-Rassismus-Theorien widerlege. Daß er dann seinen Tweet auch noch löschte, steigerte nur den Hohn. Für viele habe Kendi damit „sein gesamtes CRT-Lebenswerk“ untergraben, das mantrahaft behauptet, in den USA dominierten überall weiße Privilegien.