© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 45/21 / 05. November 2021

Caroline Bosbach. Die Tochter Wolfgang Bosbachs erklärt sich für „konservativ“ und will sich einen Namen machen.
Die junge Wilde
Ronald Berthold

Vom Vater hat die Tochter des früheren CDU-Innenpolitikers Wolfgang Bosbach den Wertekompaß übernommen: Caroline Bosbach bezeichnet sich selbst als „durch und durch konservativ“. Nun mischt die 31jährige aus Bergisch-Gladbach immer mehr im Umfeld der Union mit, der sie wieder mehr Profil geben will.

Daher findet sie auch die neue Kampagnen-Agentur „The Republic“ richtig. Deren Gründung durch als rechts geltende Unionspolitiker hatte kürzlich für Empörung in den sozialen Netzwerken gesorgt. Denn die Organisation will ausgewählten konservativen Themen mehr Aufmerksamkeit verschaffen und politische Ziele, für die die Union einst stand, in der Öffentlichkeit plazieren. In der Partei ist man allerdings wenig begeistert über die Unterstützung. Einer der wenigen, der sich aufgeschlossen zeigt, ist Friedrich Merz. Viele andere gingen dagegen auf Distanz.

Den „Gender-Wahnsinn“ und „die Herrschaft fehlgeleiteter Gender-Ideologen“ zu stoppen sowie Linksradikale nicht mehr mit Steuermitteln zu fördern, ist eben für viele CDU-Funktionäre inzwischen ein Kulturschock. Genau wie Caroline Bosbach pflegt „The Republic“ eine deutliche Sprache: In Gruppen, die „unter dem Deckmantel von Anti-Rassismus, Umweltschutz und politischer Bildungsarbeit“ große „Umerziehungskampagnen“ betreiben, sieht sie „Krawallmacher“. Erklärtes Feindbild: die Gründerin der linken Amadeu-Antonio-Stiftung, Anetta Kahane – eine frühere Stasi-IM.

Bereits 2030 möchte Caroline Bosbach deutsche „Wirtschaftszukunfts­ministerin“ sein.

Über ihren Vater sagt Bosbach, er sei ihr Vorbild. Die Tochter, die als politische Referentin der CDU-Ratsfraktion in Wiesbaden arbeitet, setzt sich für die traditionelle Familie ein und kritisiert den Atomausstieg. In ihrem Politbuch „Schwarz auf Grün. Was die schweigende Mehrheit umtreibt“ ist auch deutliche Distanz zum Tempo der Energiewende und Sympathie für den Individualverkehr zu erkennen. So trägt bereits das erste Kapitel die Überschrift: „Wollt ihr mir mein Auto wegnehmen?!“

Das Buch, das sie mit dem Ökonomen Torsten Weber geschrieben hat, ist eine Art dialogische Miniserie und basiert auf Gesprächen mit Bürgern. Von den Abhandlungen gestandener Polit-Profis unterscheidet es sich deutlich. „Unser Anspruch ist nicht, auf möglichst hohem Niveau zu diskutieren, sondern verständlich aufzubereiten“, so Bosbach. Beim Erscheinen im Juli ging sie noch davon aus, die Union würde mit Grünen und FDP koalieren. Vorab schlug sie ihre „konservativen“ Leitplanken ein, mit denen sie nun die Oppositionsarbeit bereichern könnte. Falls die Partei das zuläßt.

2030 möchte Bosbach, die Wirtschaftskommunikation studierte und als Marketing- und Strategieberaterin arbeitete, „Wirtschaftszukunftsministerin“ sein. Vergangene Woche ist sie zur Vorsitzenden des „Jungen Wirtschaftsrats“ gewählt geworden, der Nachwuchsorganisation des einflußreichen Wirtschaftsrates der CDU. Erste Schritte sind getan.

Allerdings geht sie die nun ohne ihren langjährigen Lebensgefährten Oliver Strank. Von dem Frankfurter SPD-Kommunalpolitiker, dessen Bundestagsträume vorzeitig platzten, hat sich die Konservative getrennt: Es passe eben nicht, „wenn zwei Weltanschauungen aufeinanderprallen“.