© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 45/21 / 05. November 2021

Geschlechterkampf der Woche
Rote Karte für Leni
Christian Vollradt

Wer sich als radikale Feministin in der SPD profiliert, dem (oder der?) sollten eigentlich karrieretechnisch alle Türinnen und Türen offenstehen. Möchte man meinen. Doch da irrt frau. Stellen sich nämlich die Queeren quer, wird Feminismus geradezu zum Hemmschuh. Schlimmer als unter den Roten könnte es bei den Rechten auch nicht sein. So jedenfalls liest sich der aktuelle Fall Leni Breymaier, der sich nahezu unterhalb des Radars öffentlicher Wahrnehmung während der Ampel-Koalitionsgespräche zugetragen haben soll. Dort sollte die Bundestagsabgeordnete aus Baden-Württemberg eigentlich Vorsitzende der SPD-Verhandlungsgruppe 17 (Gleichstellung, Vielfalt) werden. Diese Personalie habe allerdings die Parteiorganisation „SPD Queer“ als Provokation empfunden. Nach Protesten wurde Breymaier zum einfachen Mitglied der Gruppe degradiert, die Leitung übernahm an ihrer Statt Sachsens Sozialministerin Petra Köpping. Hintergrund der Aufregung: Breymaier ist nicht nur eine erklärte Gegnerin der einst unter Rot-Grün gelockerten rechtlichen Regelungen für Prostitution (neudeutsch „Sex-Arbeit“), sondern hatte dieses Frühjahr auch im Bundestag gegen den von Grünen und FDP eingebrachten Gesetzentwurf gestimmt, wonach sich jeder ab 14 Jahren sein Geschlecht (männlich, weiblich, divers) frei wählen können sollte. Die Queeren werfen der Feministin alter Schule also ein quasi veraltetes Frauenbild vor, das zwischen realem („Cis-“) und gefühltem Frausein unterscheidet Das sei besonders brisant, da doch gerade für den grünen Verhandlungspartner zwei „Trans-Frauen“ in den Bundestag einzogen. Köpping stehe dagegen klar „für mehr Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt“. Doch auch Breymaier hat Fans, die sich über die Rochade empörten und die Aktion „Blumen für Leni“ ins Leben riefen. „Transphob“ sei das, so die Queeren.