© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 45/21 / 05. November 2021

Filmkritik Thief – Der Einzelgänger
Habgier, Verrat, Rache, Liebe
Werner Olles

Der professionelle Tresorknacker Frank (James Caan) träumt von einem bürgerlichen Leben mit eigenem Haus und Familie. Als er die hübsche Jessie (Tuesday Weld) kennenlernt, scheint sein Traum endlich in Erfüllung zu gehen. Doch sein letzter Coup verläuft unglücklich, da seine gesamte Beute von einer Gangsterbande gestohlen wird und zudem die Polizei ihm dicht auf den Fersen ist. Der Gangsterboß Leo (Robert Prosky) überredet ihn zu einem größeren Job, bei dem für alle Beteiligten mehr herausspringen soll. Frank, sein Freund Barry (James Belushi) und Leo ziehen den Coup auch erfolgreich durch, doch als Frank bei ihnen seinen Anteil abholen will, um endlich mit Jessie und ihrem Baby in Ruhe und Frieden leben zu können, gibt Leo ihm nur einen kleinen Teil der Beute. Es kommt es daraufhin zum Streit, in dessen Verlauf Barry erschossen wird. Frank bringt seine Familie in Sicherheit, um Rache zu üben. In Leos Haus kommt es zum letzten Gefecht …

Michael Manns Kino-Debüt, der Rache-Thriller „Thief“ (USA 1981) nach einer Erzählung von Frank Hohimer, gilt als Neo-Noir, eine moderne Variante des klassischen Film noir. Wie in ähnlichen Genre-Filmen geht es auch hier um die typischen Topoi des Thrillers: Habgier, Gewalt, Verbrechen, Verrat, Rache und Liebe. Die Kritik fiel relativ verhalten aus, an den Kinokassen floppte „Thief“. Während die FAZ den Film, der in Deutschland unter dem Titel „Der Einzelgänger“ lief, für „ästhetisch sehenswert“ hielt, stufte Die Zeit ihn als „unfreiwillige Parodie des Film noir“ ein. Einige Kritiker bemängelten die „übermäßige Härte“ und „stilistische Unsicherheiten“, auch die Musik von Tangerine Dream klinge „maschinell, kalt und desolat“. Dies war jedoch von Mann, der auch für die Produktion und das Drehbuch verantwortlich war, so gewollt. Tatsächlich stellt sich die Geschichte eines Einbrechers, der mit seinem Traum von einem normalen und friedlichen Leben kläglich scheitert, da er weder bereit ist, die Spielregeln der bürgerlichen Gesellschaft noch die eines Gangstersyndikats zu übernehmen, für den unvoreingenommenen Zuschauer als perfekt und packend inszenierter Kriminalfilm auf hohem Unterhaltungsniveau dar.

Die DVD/Blu-ray beinhaltet sowohl den Director’s Cut als auch die Kinofassung und als Bonus Audiokommentare von Michael Mann und James Caan.

DVD/Blu-ray: Thief – Der Einzelgänger. Pidax-Filmklassiker 2021, Laufzeit etwa 238 Minuten