© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 45/21 / 05. November 2021

Merkel-Bilanz: Physikerin der Macht und progressive Neoliberale
Permanentes multiples Versagen
(dg)

Während Jasper von Altenbockum, ein „150prozentiger“ unter Angela Merkels publizistischen „Regierungsassistenten“ (Mathias Döpfner), mit absichtsloser Mehrdeutigkeit von der „Leistung einer sechzehn Jahre langen Kanzlerschaft“ schwärmt, „deren Stil und Inhalt nicht nur Deutschland prägten“ (FAZ vom 27. Oktober), fällt die Bilanz bei Albrecht von Lucke vernichtend aus. So kreidet der Redakteur der Blätter für deutsche und internationale Politik (9/2021) der „Physikerin der Macht“ vor allem das Verdrängen der „Klimakatastrophe“ an. Dazu käme ihr dreifaches Scheitern in der Außen-, Sicherheits- und Europapolitik. Ihre Austeritätspolitik habe die Griechenlandkrise erst zur europäischen Staatsschuldenkrise ausgeweitet. Unerklärlich sei angesichts dieses permanenten multiplen Versagens, warum sie der Nimbus der „erfolgreichen Krisenmanagerin“ umgab und sie bis zuletzt „beliebteste Politikerin“ blieb. Offensichtlich sei der Mix aus scheinbarer Status-quo-Verwaltung, grün-liberaler, „progressiver“ Gesellschafts- und radikal-neoliberaler Wirtschaftspolitik 16 Jahre lang mehrheitsfähig gewesen. Obwohl die Ära Merkel wie keine andere Kanzlerschaft seit 1949 für die Spaltung der deutschen Gesellschaft und die „erhebliche Vertiefung des Gefälles zwischen Arm und Reich“ stehe. 


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