© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 45/21 / 05. November 2021

Meldungen

Kinderpsyche leidet unter Folgen der Corona-Politik

HAMBURG. Anfangs schien Covid-19 eine Pandemie zu sein, die eher Kranke und Alte trifft. Doch nach den Lockdowns zeichnet sich ab, daß auch Kinder und Jugendliche unter den Folgen leiden. So weist die erste Studie, erstellt am Uni-Klinikum Hamburg-Eppendorf, bei 71 Prozent der befragten Kinder psychische Belastungen nach, weil für sie während der Schulschließungen der heimische Lern- zum Konfliktort geworden war. Zudem zeigt fast jedes dritte Kind „psychische Auffälligkeiten“, die bei Jugendlichen aus sozial schwächeren Verhältnissen oder solchen mit Migrationshintergrund am häufigsten waren. Zahlen, die weitere Studien nun untermauern. Die stationäre Psychiatrie der Uni-Klinik Tübingen registrierte während des zweiten Lockdowns ab Herbst 2020 einen Anstieg der Notfälle von Angststörung und Depression um 30 Prozent. Eine gesundheitspolitische Lehre sollte sein, so fordert der Tübinger Kinderpsychiater Tobias Renner, den absehbar höheren Bedarf an niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychiatern sicherzustellen (Deutsches Ärzteblatt, 39/21). (rs)

 www.medizin.uni-tuebingen.de





LMU: Künstliche Intelligenz scannt frühzeitig Psychosen

MÜNCHEN. Ein Teil der Patienten von hohem Psychose-Risiko weist unspezifische Symptome auf. Daher gilt: Je früher eine Gefährdung erkannt wird, desto besser sind die Erfolgsaussichten einer Behandlung. Zur Früherkennung experimentiert das Max-Planck-Institut für Psychiatrie daher mit Künstlicher Intelligenz (KI). Algorithmen sollen Muster in genetischen und physiologischen Patientendaten erkennen und so ärztliche Expertise ergänzen. Bewähren sich die KI-Modelle, lassen sich in einigen Jahren präzise Vorherhersagen zum Verlauf psychischer Erkrankungen bei Hochrisikopatienten ebenso treffen wie über Erfolgsaussichten von Magnetstimulationen bei Schizophrenie. Den von Psychologieprofessor Nikolaos Koutsouleris (LMU München) entwickelten „NeuroMiner“ könne jeder Arzt mit Patientendaten aus Erbgutanalysen und neuropsychologischen Tests füttern. Mit bis zu 85prozentiger Genauigkeit sage dieses KI-Gerät voraus, ob aus psychotischen Symptomen innerhalb von zwei Jahren eine Psychose entsteht (Max Planck Forschung, 3/21). (rs)

 www.psych.mpg.de





Bayern: Vogelschützer gegen neue Windräder im Wald

HILPOLTSTEIN. Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) lehnt den geplanten Bau von 1.000 Windrädern in Bayerns Wäldern ab. „Der Wald im Freistaat darf ebensowenig für Windkraft wie für Industriegebiete zur Verfügungsmasse werden“, erklärte LBV-Chef Norbert Schäffer. Daß über mehr Windkraft im Wald diskutiert werde, sei Folge der 2014 erlassenen „10H“-Regelung in der Landesbauordnung: Windkraftanlagen müssen „einen Mindestabstand vom Zehnfachen ihrer Höhe zu Wohngebäuden“ einhalten. Doch viele Waldstandorte seien „Lebensraum für windkraftsensible Vogel- und Fledermausarten wie Schwarzstorch oder Kleiner Abendsegler“, so Schäffer. Durch den Bau der Anlagen drohe auch ein höheres Kollisionsrisiko. (fis)

 www.lbv.de





Erkenntnis 

„Wer auf einen Marathon trainiert, plant eine intensive Phase, die ein paar Wochen andauert. Behält man dieses Pensum aber bei oder erhöht es sogar noch, rutscht man ins sogenannte Non-functional Overreaching, das nichtfunktionale Übertraining. Man ist anfälliger für Verletzungen und Infektionen. Auch psychisch kann sich das Übertraining bemerkbar machen.“

Sarah Jakowski, Sportpsychologin an der Ruhr-Universität Bochum