© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 45/21 / 05. November 2021

Haltungsnote
Klage gegen Erziehung von oben
Gil Barkei

Gendersternchen, -doppelpunkte oder einfach geschlechtsneutrale Wortfindungen greifen um sich. Und das, obwohl eine Mehrheit der Bürger immer wieder in Umfragen angibt, die sprachliche Umerziehung auf Druck von oben abzulehnen. Auch die Autorin Sabine Mertens hat die Schnauze voll von der erzwungenen Verunstaltung der Sprache und verklagt den Verlag Manager-Seminare. Dieser habe einen ihrer Artikel in sogenannter gendergerechter Sprache veröffentlicht – ohne sie zu fragen. Statt „Zeichner“ habe der Verlag in der überarbeiteten Version den Begriff „zeichnende Person“ verwendet. Laut Mertens versicherte ihr die Redaktion des monatlich erscheinenden Fachmagazins Training aktuell, ihren Artikel in der eingereichten Form zu drucken. Entgegen der Abmachung sei der Beitrag dann jedoch in Gendersprache erschienen. „Ich erwarte Respekt vor der Freiheit des Autors, um so mehr von der Redaktion eines Magazins, das sich mit Weiterbildung und Lernen beschäftigt“, kritisierte die Autorin, die auch als Coach tätig ist und die „AG Gendersprache“ des Vereins Deutsche Sprache (VDS) leitet. Trotz mehrerer E-Mails im Vorfeld der Publikation, in der Mertens ihre Sicht deutlich gemacht habe, habe sich der Verlag dazu entschieden, gegen das Urheberrecht zu verstoßen. Der Fall zeigt einmal mehr, daß es beim Gender-Gaga nicht um Freiwilligkeit oder eigendynamische Entwicklungen geht, sondern um künstliche ideologische Formung.