© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 45/21 / 05. November 2021

Kabinenklatsch
Hammburger Sporrtferein
Ronald Berthold

Häute schreip isch mall ales faltsch! Den dis iss jetz pohlitich koreckt. Schon gut, ich höre auf damit. Das finden Sie sicherlich nervig. Und ich kann Ihnen versichern: ich auch. Aber das ist der neueste Schrei, mit dem Fußballvereine ein „Zeichen“ setzen wollen. Es bleibt ja auch nicht mehr viel. Nachdem schon die Eckfahnen und Kapitänsbinden in Regenbogenfarben getaucht sind, sich die Ansprachen und Kniefälle vor Anpfiff abnutzen und „Refugees welcome“ nicht ewig auf den Ärmeln stehen kann, braucht man etwas Neues, mit dem man Aufmerksamkeit und Lob erheischen kann.

Es gibt tatsächlich immer noch Minderheiten, die die Klubs beim Vertreten ihres Klassenstandpunkts vergessen haben. Jetzt sind es die Analphabeten. Um sich mit den Menschen zu solidarisieren, die nicht oder nur schlecht lesen und schreiben können, hat der HSV die Trikots von zwei Spielern mit falschgeschriebenen Namen beflockt. Aus Moritz Heyer wurde am Sonnabend Abend „Heya“ und aus Jonas Meffert „Meffort“.

Damit liegt der einstige Bundesliga-Dino endlich mal wieder ganz vorn – wenn auch nicht sportlich. Im Unterhaus dümpelt er weiter hinter den Aufstiegsrängen, und dooferweise steht Lokalrivale St. Pauli ganz vorn. Der Klub also, der seit jeher „Zeichen setzt“ – für Hausbesetzer, für Ausländer, gegen Rechts, ach, einfach für alles, was woke ist. Nun aber hat der HSV der politischen Kiezsekte mal den Rang abgelaufen und gezeigt, was eine Harke ist.

Gerade war ich dabei, dem Klub den Wiederaufstieg zu wünschen. Vier Jahre Zweite Liga sind echt genug. Und lieber als St. Pauli ist mir der HSV sowieso. Aba ap häute übalek isch mihr dis noch mall.