© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 46/21 / 12. November 2021

„Ich bin krank, ich brauche Hilfe“
Messer-Attacke: Ein Syrer verletzt im Zug mehrere Menschen/ Wie in ähnlichen Fällen gehen die Behörden von einem psychisch gestörten Täter aus
Peter Möller

Die Reaktion von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) kam schnell. Bereits knapp drei Stunden nach den ersten Meldungen über die Messerattacke eines 27 Jahre alten Syrers in einem ICE zwischen Regensburg und Nürnberg, bei der am Samstag morgen drei Menschen verletzt wurden, ließ Seehofer über seinen Sprecher per Twitter „die grausame Messerattacke“ als furchtbar verurteilen und dankte der Polizei und dem Zugpersonal „für ihren mutigen Einsatz“. Gleichzeitig rief er zur Besonnenheit auf: Die Hintergründe seien noch unklar und müßten aufgeklärt werden. Erst dann sei eine Bewertung möglich.

Seehofers schnelle Reaktion auf die blutige Tat des Mannes, der seit sieben Jahren als Flüchtling in Deutschland lebt, ist nachvollziehbar, erinnert die Attacke doch an zahlreiche ähnliche Angriffe von in Deutschland lebenden Ausländern, die als Flüchtlinge ins Land gekommen sind. Erst Ende Juni waren in Würzburg drei Menschen von einem 2015 als Flüchtling nach Deutschland gekommener Somalier erstochen worden, fünf Menschen wurden verletzt.

„Ja, wir haben das geschafft“, behauptet Merkel

Die ersten Reaktionen in den sozialen Medien auf die Attacke im ICE drückten daher nicht nur die Fassungslosigkeit über die Tat, sondern auch darüber aus, daß diese wieder von einem Flüchtling verübt wurde. Wie in ähnlichen Fällen in der Vergangenheit gehen die Behörden mittlerweile von einer psychischen Störung des Mannes aus. Es gebe erste Hinweise auf eine psychische Beeinträchtigung des Mannes, teilte die Polizei mit.

Der Tatverdächtige habe sich nach Angaben des zuständigen Polizeivizepräsidenten der Oberpfalz, Thomas Schöniger, beobachtet und verfolgt gefühlt. Von einem anderen Fahrgast im Zug habe er sich bedroht gefühlt und „gemeint, dieser Mann wolle ihn töten“. Deshalb habe er ihn angegriffen. Unmittelbar vor seiner Festnahme habe er wörtlich gesagt: „Ich bin krank, ich brauche Hilfe.“ Bei den Opfern des Messerangriffes, die in ein Krankenhaus eingeliefert wurden, handelt es sich nach Behördenangaben um drei Männer im Alter von 26, 39 und 60 Jahren.

Am Abend desselben Tages ereignete sich eine weitere ähnliche Bluttat in Bayern. Ein nach Polizeiangaben staatenloser Mann verletzte in einem Münchner Bekleidungsgeschäft einen zehn Jahre alten Jungen mit einem „spitzen Gegenstand“ schwer. Vor dem Hintergrund der Ereignisse vom vergangenen Samstag wirkten einzelne Äußerungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit der Deutschen Welle merkwürdig deplaziert. Auf die Frage, ob sie der Meinung sei, daß Deutschland den massenhafte Zustrom von Flüchtlingen im Jahr 2015 gemeistert habe – auf den sie damals mit dem berühmten Satz „Wir schaffen das“ reagiert hatte – sagte Merkel: „Ja, wir haben das geschafft!“ allerdings sei nicht alles „ideal“ gelaufen.

Deutliche Kritik an der Einschätzung der Kanzlerin kam vom Vorsitzenden der AfD-Bundestagsfraktion, Tino Chrupalla. „Merkels realitätsfremde Äußerung ist eine Verhöhnung aller Menschen, die in den vergangenen Monaten und Jahren Opfer von Übergriffen durch Migranten geworden sind, die durch Merkels unverantwortliche Politik der offenen Grenzen ins Land gekommen sind“, sagte er.