© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 46/21 / 12. November 2021

Zeitschriftenkritik: Weber Kurier
Leben und Werk A. Paul Webers
Werner Olles

Die im Oktober 1974 gegründete A. Paul Weber-Gesellschaft e.V. sieht es als ihre Aufgabe an, das künstlerische Lebenswerk des Malers und Graphikers für die Nachwelt zu erhalten, der Allgemeinheit näherzubringen und die wissenschaftliche Forschung darüber zu fördern. Dreimal jährlich gibt sie für ihre 600 Mitglieder und für Freunde das sechsseitige aktuelle Nachrichtenblatt Weber Kurier heraus, das über Veranstaltungen, Ausstellungen, Vorträge und Treffen informiert. Andreas Paul Weber entwarf nicht nur das Signet der Gesellschaft, das auch das Nachrichtenblatt schmückt, sondern nahm in seinen letzten Lebensjahren regelmäßig an den Treffen im Frühjahr in Ratzeburg teil.

Andreas Paul Weber wurde am 1. November 1893 im thüringischen Arnstadt geboren. Zwischen 1908 und dem Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 war er Mitglied der Wandervogel-Bewegung, die als Reaktion auf die ungesunden Lebensverhältnisse vieler junger Menschen in den Metropolen entstanden war. Bei ihren Wanderungen und Zeltlagern in ganz Deutschland suchten sie eine naturgemäße Lebensweise und einen neuen Lebensstil. Dies weckte auch Webers Vaterlandsliebe und Naturverbundenheit. 

Erste große Erfolge feierte er mit seinen Illustrationen zu Hans Sachs, Till Eulenspiegel, Reineke Fuchs und zu zeitkritischen Werken. 1928 schloß sich Weber dem Widerstandskreis des Nationalbolschewisten und Hitler-Gegners Ernst Niekisch an und war in den Jahren 1931 bis 1936 Mitherausgeber der nationalrevolutionären Zeitschrift Widerstand, für die er auch das Signet entwarf. Für den Widerstands-Verlag fertigte er zahlreiche Buchausstattungen und politisch-satirische Illustrationen, so für Niekischs wegweisendes Buch „Hitler – ein deutsches Verhängnis“. Seine antinationalsozialistische Haltung brachte ihm am 2. Juli 1937 die Festnahme durch die Gestapo und bis Mitte Dezember die Inhaftierung in Fuhlsbüttel, Nürnberg und Berlin ein. Auch nach 1945 schuf Weber kritische Lithographien zu aktuellen Problemen, wies satirisch auf menschliche Schwächen und Mißstände in Politik, Wirtschaft, Kultur, Justiz, Umwelt und Gesellschaft hin. 1971 erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz und wurde zum Professor ernannt.

Bis zu seinem Tod am 9. November 1980 in Schretstaken gab er im Selbstverlag den „Kritischen Kalender“ heraus. Sein Gesamtwerk umfaßt rund 3.000 Lithographien, Hunderte Holzschnitte, über 200 Ölbilder und einige tausend Handzeichnungen. A. Paul Webers Urne wurde im Garten des Museums, das seinen Namen trägt, beigesetzt. Angesichts der politischen Lage in Deutschland und Europa ist Weber, wie es im neuen Weber Kurier“ (Nr. 02/2021) heißt, „aktueller denn je“ und „seine Arbeiten passen wieder sehr gut ins Zeitgeschehen“. 

Kontakt: A. Paul Weber-Gesellschaft, Weißdornweg 22, 23909 Ratzeburg.

 www.weber-gesellschaft.de