© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 46/21 / 12. November 2021

Meldungen

Stadtschloß: Ehrenrelief für Mäzen soll verschwinden 

BERLIN. Die Familie des Stadtschloß-Mäzens Ehrhardt Bödecker will dessen Ehrenrelief von der Fassade des Berliner Prunkbaus entfernen lassen. Zur Begründung führte sie kürzlich publik gewordene Vorwürfe gegen den Großspender an. Das teilten der Sohn und die Schwiegertochter des Bankiers am Mittwoch voriger Woche über ihren Anwalt mit. „Wir wollen der Stiftung Humboldt-Forum nicht zumuten, eine Abwägung zu treffen zwischen der anerkannten Lebensleistung eines Förderers und den von ihm an seinem Lebensabend geäußerten, inakzeptablen Thesen.“ Der „streitbare Konservative“ und „Preußen-Enthusiast“ habe seit 2001 Standpunkte vertreten, die „falsch und teilweise sogar rechtsextrem“ gewesen seien. Zuvor hatte der linksgerichtete Kasseler Professor für Architekturtheorie Philipp Oswalt dem 2016 verstorbenen Bödecker im Berliner Tagesspiegel rechtsradikale Ansichten unterstellt. Bödecker solle die Zahl der Holocaustopfer bestritten und Verständnis für den Ausschluß von Juden aus Armee und Behörden im Kaiserreich geäußert haben. Auch der Zentralrat der Juden bewerte diese Einlassungen als antisemitisch, erläuterte Oswalt seine Vorwürfe im Tagesspiegel. Die Familie zeigte sich erschüttert über die Vorwürfe. „Diese Erkenntnis ist schmerzlich und erfüllt uns mit großer Betroffenheit. Antisemitismus und Geschichtsrevisionismus lehnen wir beide aus tiefer Überzeugung und mit Entschiedenheit ab“, machte sie klar. Die Stiftung Humboldtforum wollte die Ehrung Bödeckers zunächst extern überprüfen lassen. Sie unterstrich, „in keiner Weise“ die Meinung des Preußenliebhabers zu teilen. Ehrhardt Bödecker zählte zu den Großspendern beim Neubau des Berliner Stadtschlosses. Ohne seine Mithilfe wäre weder die barocke Schloßfassade noch die Kuppel auf dem Dach des rund 680 Millionen Euro teuren Gebäudes finanzierbar gewesen. Zeitlebens setzte er sich für eine preußische Erinnerungskultur ein. In Wustrau unterhielt der Jurist das „Brandenburg-Preußen-Museum“. In einem Artikel für die JUNGE FREIHEIT hob Bödecker die internationale Bedeutung der preußischen Rechtskultur hervor. „Viele Staaten, an der Spitze Japan, haben das preußisch-deutsche Rechtssystem übernommen.“ Historisch sei Preußen somit der Wegbereiter moderner Rechtsstaatlichkeit gewesen. (fw)





Carl-Zuckmayer-Medaille für Rafik Schami  

MAINZ. Für seine Verdienste um die deutsche Sprache erhält der in Damaskus geborene, als Oppositioneller 1970 nach Deutschland ausgewanderte Schriftsteller Rafik Schami die Carl-Zuckmayer-Medaille des Landes Rheinland-Pfalz. „Durch seine Verknüpfung mit der arabischen Erzähltradition hat er die deutsche Literatur wunderbar bereichert“, erklärte Ministerpräsidentin Marie-Luise Dreyer und lobte den Autor als „Brückenbauer zwischen Kulturen“. Rafik Schami ist ein Pseudonym und bedeutet „Damaszener Freund“. Sein wirklicher Name lautet Suheil Fadél. Die Preisverleihung an ihn findet im nächsten Jahr am 18. Januar, dem Todestag Carl Zuckmayers, statt. (tha)





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