© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 46/21 / 12. November 2021

Blick in die Medien
Indokrination per E-Learning
Tobias Dahlbrügge

Was machen Sie als Lehrer, wenn ein Schüler im Unterricht Verschwörungserzählungen zu Corona äußert?“, säuselt die Psychologin Pia Lamberty von der Uni Mainz im neuen Online-Ratgeber der Zeit für Lehrpersonal – unterstützt von der Google News Initiative.

Um „Fake News“ und „Desinformation“ unter Schülern den Garaus zu machen, bietet die Wochenzeitung Lehrern Video-Tutorials und Materialien mit argumentativen Strategien. Vom Deutsch- bis zum Ethik-Unterricht, von Erdkunde bis zum Schulsport reichen die Handreichungen, um Fake-News-Gören wieder auf den rechten beziehungsweise scharf linken Pfad der Erkenntnis zu leiten.

Als Korrektiv empfehlen die „Zeit“ und die Autorin Faktenchecker und die Amadeu-Antonio-Stiftung.

So sollen Lehrer das schiefe Weltbild der Schüler „abstrakt irritieren“, denn „Verschwörungsglaube hängt tendenziell mit einem niedrigen Bildungsniveau zusammen und wird auch vom Gefühl beeinflußt, von der Gesellschaft abgehängt worden zu sein“. Nun, im Fall von Ungeimpften ist dieses Gefühl recht real. Lehrer sollen sich umfassend über das Gedankengut der „Corona-Leugner“ informieren, denn „je größer das Wissen, desto besser hilft es, die gängigen Narrative zu erkennen“. „Expertin“ Lamberty erklärt: „Wer seinen Job verliert, glaubt eher an geheime Strippenzieher.“ Nicht zwingend, es reicht auch eine 2G-Kündigung oder eine Gegen-Rechts-Treibjagd am Arbeitsplatz.

„Alle anderen werden als ‘Schlafschafe’ gesehen, die Regierung, Medien und dem Gesundheitswesen angeblich blind hinterherlaufen“, doziert die Autorin des Buches „Wie Verschwörungstheorien uns beeinflussen“. Angeblich? Sorry, aber das beschreibt exakt die augenblickliche Entwicklung.

Lamberty klagt, daß „Politiker:innen“ zu „Feindbildern“ werden. Ja, wer denn sonst? Wurde der Lockdown vielleicht von der freiwilligen Feuerwehr verhängt? Weiter heißt es: „Anhänger:innen von Verschwörungsmythen ignorieren Informationen, die ihr eigenes Weltbild ins Wanken bringen müßten“  – ach so, also wie Zeit-Leser beispielsweise. Als Korrektiv empfehlen die Zeit und Lamberty „die Faktenchecker der Tagesschau und die Amedeu-Antonio-Stiftung“. Spätestens hier wird die ideologische Indoktrination überdeutlich.