© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 46/21 / 12. November 2021

Kabinenklatsch
Das Geld der Scheichs
Ronald Berthold

Können Sie sich noch an diesen Kampfbegriff der Neonazis erinnern? „National befreite Zone“ donnerten die Kahlköpfe in den 90er Jahren, wenn sie meinten, daß Ausländer nicht willkommen seien. Der Begriff kam mir in den Sinn, als ich über die vielen arabischen Investments in Fußballklubs nachdachte. In Newcastle rannten jetzt irre Fans in Scheichkostümen ins Stadion, als bekannt wurde, daß Saudi-Arabien ihren Verein übernommen hat. Die Anhänger erhoffen sich jede Menge Kohle aus den Öl-Gewinnen und damit endlich Erfolg. Der Revierklub steht abgeschlagen auf einem Abstiegsplatz. Nun will man mit den anderen aus Arabien gepamperten Premier-League-Klubs gleichziehen.

Anders in der Münchner Südkurve. Da demonstrierten die Bayern-Ultras am Sonnabend gegen ihre Führung und zeigten ein riesiges Transparent, auf dem die Bosse Oliver Kahn und Herbert Hainer blutverschmierte Kleidung aus Katar in eine Waschmaschine packten. „Für Geld waschen wir alles rein“, stand darüber. Der Rekordmeister läßt sich seit Jahren von Katar sponsern und verbringt auch seine Wintertrainingslager in dem Golfstaat.

Jetzt fragen Sie sich sicher, was das Ganze mit den widerwärtigen „national befreiten Zonen“ zu tun hat. Ist der Kolumnist vielleicht so irre wie die Newcastle-Fans? Ich hoffe nicht. Aber im Fußballstadion sieht man fast nie Ausländer. Bei so viel arabischem Kapital, das in den Klubs steckt, könnten doch mal ein paar von ihnen in die Arenen kommen. Wegen Multikulti, Integration und so. Passiert aber nicht. Stadionbesuche bleiben nicht selten Sache der Deutschen. Es sei denn, im Europapokal reist ein türkischer Verein an. Dann, nur dann kommen sie in Scharen.