© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/21 / 19. November 2021

Merz kandidiert erneut für CDU-Vorsitz
Im dritten Anlauf soll es klappen
Christian Vollradt

Mach’s noch einmal, Merz! Im dritten Anlauf will sich der frischgebackene Bundestags-Rückkehrer nun an die Spitze der CDU wählen lassen. Seine Chancen, es zu schaffen, stehen nicht schlecht. Denn an der Basis, die diesmal mitentscheiden darf, hat er nach wie vor viele Fans. Daß der Sauerländer im Erfolgsfall die CDU mit einer Art konservativer Revolution auf rechts drehen und ein programmatisches Rollback einleiten wird, das glauben wahrscheinlich nur politische Romantiker und Presseleute, die ihren Lieblingsfeind, den ewiggestrig-altweißen Merz, zu gern medial fleischwolfen wollen. Für die Merkelianer und „Modernisierer“ im Partei-Establishment bleibt der 66jährige dennoch ein Schreckgespenst, das es zu vertreiben gilt. Norbert Röttgen will dies unter dem Motto: „Keinen Millimeter Mitte preisgeben!“ tun, Helge Braun mit der leicht abgewandelten Variante „Keinen Millimeter Mutti preisgeben!“ 

Wer erinnert sich schon, daß die nach der Kohl-Ära arg gebeutelten Christdemokraten ihre beiden größten Erfolge ausgerechnet dann hatten, als sie rechts blinkten und an nationale Emotionen appellierten? 1999 mit der Kampagne gegen die doppelte Staatsangehörigkeit und ein Jahr später in der öffentlichen Debatte um den Begriff der Leitkultur – eingeführt von Friedrich Merz. Allzu enthusiastische Stammwähler seien allerdings auf jene tiefe Kluft hingewiesen, die sich nach Wahlerfolgen der CDU stets auftut: zwischen dem, was die Partei versprach und dem, was sie umzusetzen gedenkt.