© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/21 / 19. November 2021

Aufgeschnappt
Wenn die Antifa gecancelt wird
Matthias Bäkermann

Plötzlich gelten auch über 25 Jahre „aktives Engagement gegen faschistische, neonazistische, rassistische und antisemitische Strukturen“ an der Uni nichts mehr; der Arbeitskreis Antifaschismus (AK Antifa) im „Studierendenrat“ (Stura) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg soll verschwinden. Auf Antrag der Stura-Sprecherin und Grünen-Aktivistin Klara Stock soll das Gremium diese Woche mit der Mehrheit von „Offene Linke Liste“, den Jusos und der Grünen Hochschulgruppe die Auflösung beschließen. Der AK Antifa habe nämlich „die bewußte Herabwürdigung von gesellschaftlich marginalisierten Gruppen in Kauf genommen“, zitiert das Netzportal hallespektrum.de die Initiatoren. So hatte der AK zwei Veranstaltungen organisiert, in denen die Gendertheorie Judith Butlers und ihre praktischen Auswirkungen aus linker, feministischer Sicht kritisiert wurden. Damit sei „eine rote Linie“ überschritten worden. Gegen die auf „fadenscheinigen bis haltlosen“ Gründen basierende Auflösung protestierte dagegen die Antifa aus Halle. „Wir sind wütend über jene Cancelpraxis, deren Kern autoritär und deren Auswirkung de facto anti-antifaschistisch ist“, erklärten Sprecher auf dem linksextremen Portal Indymedia.