© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/21 / 19. November 2021

Zitate

„Dem deutschen Gesundheitswesen ist es nicht gelungen, sich im Lauf von zwei Jahren an die Pandemie anzupassen und die Bettenkapazität zu steigern. Im Gegenteil, man ist in dieser Hinsicht jetzt sogar schlechter gerüstet als zu Beginn der Pandemie. Für eines der teuersten Gesundheitssysteme der Welt, das wegen seiner Qualität international gelobt wird, bedeutet das eine Bankrotterklärung. Die Verantwortlichen müßten eigentlich kollektiv zurücktreten.“

Eric Gujer, Chefredakteur, in der „Neuen Zürcher Zeitung“ vom 12. November





„Ohne den Ersten Weltkrieg keine russische Oktoberrevolution im November 1917. Ohne diesen Putsch in Sankt Petersburg keine leninistisch-trotzkistische Sowjetdiktatur. Folgerichtig kein stalinistisches GULag. Kein fataler Friedensvertrag in Versailles. Ohne diesen chauvinistischen Rachefrieden keine Nationalsozialisten und kein Wahlsieg der NSDAP über die Weimarer Republik. Ohne Hitlers Hochzeit mit Stalin kein Weltkrieg II und kein Holocaust. Deutschland hätte sich ohne das Völkergemetzel in eine blühende monarchische Demokratie verwandelt.“

Wolf Biermann, Liedermacher und Lyriker, in der „Welt am Sonntag“ am 14. November





„Leute wie Anetta Kahane (...) begreifen sich längst als hauptamtliche Staatsschützer, die vermutlich die Frage gar nicht mehr beantworten können, was sie sachlich noch vom VS oder einer anderen Sicherheitsbehörde unterscheidet. Diese Internalisierung traditioneller Staatsaufgaben steht für das Ausgreifen des postmodernen Staates, der auf sein zivilgesellschaftliches Personal längst existentiell angewiesen ist. Letzterem kommt die Funktion zu, in Zeiten implodierter (...) traditioneller gesellschaftlicher Milieus unter den Bedingungen von Deregulierung und Outsourcing die entstehende Lücke zwischen Staat und Gesellschaft ideologisch zu füllen. Wie von selbst sinkt dabei die Tole-ranzschwelle gegenüber potentiellen oder realen Abweichlern herab, sei es beim Thema Klima, Rassismus oder Gesundheit.“

Sören Pünjer, Redakteur, in der Ausgabe 88 / 2021 der „Bahamas“





„Weder schafft die Automobilindustrie die SUVs ab, noch verzichtet Netflix im Sinne des Klimaschutzes auf Streamingangebote, obwohl die weltweite Internetnutzung mehr CO2-Ausstoß verantwortet als der weltweite Luftverkehr. Eine Klimapolitik, die Marktrealitäten außer acht läßt, (…) kann im Endeffekt dazu führen, daß europäische Airlines global nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Dann gingen nicht nur Verbindungsqualität und Tausende Jobs verloren, sondern auch der CO2-Ausstoß würde in die Höhe getrieben, weil Passagiere ausweichen und Umwege fliegen würden.“

Carsten Spohr, Luft­hansa-Chef, im „Handelsblatt“ vom 15. November





Ich schäme mich zutiefst für unser Land und bin als Österreicher zornig, traurig und (ver-)fassungslos zugleich. Ich habe jegliches Vertrauen in die Politik verloren, und mir fallen beim besten Willen keine Argumente mehr ein, warum ich ihr auch nur eine Silbe glauben sollte. Die Art des Diskurses innerhalb der Politik, die Wortwahl, die Inkongruenz, die Geringschätzung, die mich als mündigen Bürger und Steuerzahler erreicht, irritieren mich zutiefst und würden wohl jedes Unternehmen in der Privatwirtschaft umgehend in den Ruin treiben.“

Felix Gottwald, Ex-Profi in der Nordischen Kombination und erfolgreichster Sportler der österreichischen Olympia-Geschichte, in einem offenen Brief vom 15. November