© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/21 / 19. November 2021

Krise der Woche
Zeichen setzen im Amt
Christian Vollradt

Manchmal muß man eben Prioritäten setzen.“ So riet vor vielen Jahren eine Fernsehwerbung unter anderem dafür, die heiße Braut ruhig im Bett versauern zu lassen und erst mal ein leckeres Eis am Stiel zu genießen. Das war natürlich sexistisch. Gut, daß solche Zeiten (genau wie der Sommer, seufz) vorbei sind. Deswegen ist vollkommen nachvollziehbar, daß man im Auswärtigen Amt (AA), Deutschlands exklusivstem Bundesministerium, die richtigen Prioritäten setzt, nämlich den Kampf gegen Sexismus im allgemeinen und toxische Männlichkeit im speziellen. Was zählen da schon die Zustände an den Außengrenzen der EU …? Mit der Kampagne „Zeichen setzen“ wirbt die Gleichstellungsbeauftragte „für einen fairen und modernen Auswärtigen Dienst“, indem sie informiert, sensibilisiert und Barrieren abbaut. Auf der Internetseite der Kampagne findet sich ein Interview mit dem Soziologen und Psychologen Rolf Pohl. Der führt aus, daß noch immer das Männliche gegenüber dem Weiblichen als überlegen gelte. Doch „insbesondere auf dem Feld der Sexualität“, so Pohl, sei der Mann „gegenüber Frauen (scheinbar) einer ‘fremden’ Kontrolle unterworfen“. Vor diesem Hintergrund sei „Männlichkeit ein fragiler und krisenanfälliger Zustand, der bei Konflikten, die immer auch als Krise der Männlichkeit erlebt werden, notfalls mit Gewalt repariert werden ‘muß’“. Hier liege „psychologisch eine der wichtigsten Quellen von Gewalt gegen Frauen“. Dem Vernehmen nach sollen die Thesen des Professors bei einigen Diplomaten gelinde gesagt Verwunderung hervorgerufen haben. Auf Anfrage der Bild-Zeitung teilte das AA mit, die Kampagne erfolge „im Rahmen des vom Gesetzgeber weit gefaßten Mandats gemäß dem Bundesgleichstellungsgesetz“. Einzelne Äußerungen oder Inhalte kommentiere man daher nicht. Manchmal muß man eben Prioritäten setzen. Vielleicht mit Vanille.