© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/21 / 19. November 2021

Zeitschriftenkritik: Eigentümlich frei
Entrechtung und Besserwisserei
Werner Olles

Sehnsüchtig schaut der mit einer Corona-Schutzmaske bestrafte kleine Junge aus dem Fenster, in seinen Armen hält er einen Teddybär, der ebenfalls eine Maske trägt. „Pandemischer Zivilisationsbruch“ lautet dann auch das Schwerpunktthema der aktuellen Ausgabe (November 2021) der zehnmal pro Jahr erscheinenden libertären Zeitschrift eigentümlich frei. Herausgeber und Chefredakteur André F. Lichtschlag betont in seinem Vorwort die Hemmungslosigkeit, mit der hierzulande „ungeimpfte Menschen offen verhöhnt, gejagt, abkassiert und entrechtet werden. Endlich dürfen – nein; sollen – Minderheiten wieder nach Herzenslust schikaniert werden.“ Offen werde diskutiert, „wann und wie den Untermenschen die medizinische Versorgung verweigert werden könnte“. Lichtschlag scheut sich nicht, dies ein „neudeutsches Apartheidregime“ zu nennen, was jedoch das südafrikanische Original beleidige, denn dort durften sich Schwarze unter ihresgleichen immerhin in Bars und Restaurants vergnügen. Scharf fällt seine Kritik an den „Kraken Youtube und Google“ aus, die jede Aufklärung über Impfnebenwirkungen unterbinden, wobei die Zahl der Impftoten laut Schätzungen des Meldesystems der amerikanischen Lebensmittel- und Medikamentenaufsichtsbehörde FDA bereits in die Zehntausende gehe.

Über die „Kernschmelze des Journalismus“ schreibt Carlos A. Gebauer, Fachanwalt für Medizinrecht. Heutzutage begründe der unwahre Bericht aus journalistischer Feder eine kommunikative Vertrauenskrise ungesehenen Ausmaßes. Erweitert durch die „Cancel Culture“ werde auch Politik und Wissenschaft der Boden entzogen, sachlich zu streiten. Verwundern könne das nicht: „In einer Gesellschaft, deren journalistische Augen und Ohren sich vor lauter Besserwisserei und Haltung gegen Realitäten verschließen, deren Mitglieder vollends schweigen oder deren Hände Berichte und Kommentare zu unlesbaren Knoten winden, müssen unausweichlich Illusionen und Trugbilder entstehen.“ Die Kernschmelze des Journalismus sei die Selbstzerstörung des Mediums und die Bereitschaft, dem Publikum ein X für ein U vorzumachen: „Sie alle gehören zu einer scheinbar unrettbar zerfallenden Gesellschaft dazu.“

Bruno Bandulet entlarvt in seinem Beitrag „Illusionstheater der neuen Klima-Regierung – Merkels Erbe, ihre wunderbaren Nachfolger und die große Lüge“ deren von Worthülsen gespickte Propaganda. Dabei sei die tickende Zeitbombe im Staatshaushalt nicht zu überhören. Eon-Chef Birnbaum beklage zu Recht, daß die deutsche Klimapolitik auf Illusionen und dem Prinzip Hoffnung beruhe und prognostiziere eine bevorstehende Kostenlawine und große Risiken für den Industriestandort Deutschland. 

Kontakt: Lichtschlag Medien, Dorfstr. 61, 40667 Meerbusch. Das Einzelheft kostet 9,80 Euro, ein Jahresabo 96 Euro.

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