© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/21 / 19. November 2021

Hommage an die achtziger Jahre
Maximaler Mumpitz: In dem Kinofilm „Ghostbusters – Legacy“ kehren die berühmten Geisterjäger zurück
Dietmar Mehrens

Da ward ein großes Erdbeben, und die Sonne ward schwarz wie ein härener Sack, und der Mond ward wie Blut; und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde ...“  Wenn ein Film mit einem Zitat aus der Offenbarung des Johannes beginnt – man nennt das biblische Buch auch die Apokalypse –, läßt das in der Regel Böses ahnen. Vermutlich befindet man sich in einem Okkult-Schocker oder einem Katastrophenfilm.

Tatsächlich waren die beiden „Ghostbusters“-Filme von Ivan Reitman ein bißchen beides und beides nicht. Denn es handelte sich bei den aufwendig inszenierten Filmen, die zu den achtziger Jahren gehören wie Modern Talking, Frank Elstners „Wetten dass..?“ und der Golf II, um Persiflagen auf die genannten Genres. Ihre unerschrockenen Helden waren drei von ihrer Uni gefeuerte Parapsychologie-Professoren, die, mit allerhand technischem Schnickschnack ausgestattet, der Welt des Unsichtbaren, der Geister und Dämonen, zu Leibe rückten. Verkörpert wurden sie von Bill Murray, Dan Aykroyd und Harold Ramis. Mindestens so berühmt wie der Film wurde auch das Titellied von Ray Parker.

Für die Jugend ein Vergnügen, für reifere Zuseher ermüdend

Der Film „Ghostbusters – Afterlife“, der jetzt unter dem merkwürdigen deutschen Titel „Ghostbusters – Legacy“ in die Kinos kommt, was in richtiges Deutsch übersetzt „Geisterjäger – Das Vermächtnis“ heißen würde, widmet sich der Hinterlassenschaft der drei Verwegenen. Genauer gesagt: der von Dr. Egon Spengler. Den spielte seinerzeit Harold Ramis. Dem 2014 verstorbenen Darsteller und Regisseur ist die Horrorkomödie gewidmet. 

Auf Spenglers Hinterlassenschaft stößt darin nun dessen Enkelin Phoebe (Mckenna Grace). Spengler hatte sich aus nie ganz geklärten Umständen auf Nimmerwiedersehen aus dem Kreise der Phantomjäger verabschiedet. Phoebe, die mit ihrer Mutter und ihrem Bruder in Opas verlassene alte Villa gezogen ist, und ihr vorlauter Freund Podcast (Logan Kim), der seinen Spitznamen einer regen Internetproduktivität verdankt, kommen einem drohenden Erwachen der Macht auf die Spur. Zuerst begegnen sie einem Metallmampfer Klasse 5, Gefahrenstufe: mittelgefährlich. Der ausgehungerte Geist ist freilich nur der Vorbote größeren Unheils: Phoebe und Podcast finden heraus, daß die sumerische Göttin Gozer sich anschickt, ihr Refugium in einem Berg ganz in der Nähe zu verlassen. Zuvor müssen sich ein Schlüsselmeister und ein Torwächter vereinigen. Sollte das gelingen, droht allerallerschlimmstes Ungemach!

Die kurze Inhaltsangabe macht deutlich: Die Geschichte ist, wie immer bei den „Ghostbusters“, maximaler Mumpitz. Einen Hochschulabschluß benötigt niemand, um hier folgen zu können. Es geht in dem Geisterspektakel von Ivan Reitmans Sohn Jason vor allem darum, Anlässe für wilde Verfolgungsjagden und die Auftritte computergenerierter Gespenster zu schaffen. Für die Jugend ein Vergnügen, für reifere Zuseher eher ermüdend.

Reitman junior muß das vorausgesehen haben. Deshalb würzt er seine Geisterjäger-Reanimation mit reichlich Reminiszenzen und kleinen Anspielungen, nicht nur auf die beiden Parapsycho-Parodien seines Vaters, sondern auf das Kino der Achtziger schlechthin. Der gefürchtete Marshmallow-Mann etwa, der die Original-Geisterjäger in dem Film von 1984 in Atem hielt, kehrt in „Gremlins – Kleine Monster“-Manier zurück.

Reitman senior ist nicht nur der Regisseur der beiden Originalfilme von 1984 und 1989, er prägte das Kino der achtziger Jahre auch durch Komödien wie „Staatsanwälte küßt man nicht“ (1986) mit Robert Redford, Debra Winger und Daryl Hannah oder „Twins – Zwillinge“ (1988) mit Arnold Schwarzenegger und Danny DeVito in den Hauptrollen. Sein Sohn Jason fühlte sich zu derart seichter Unterhaltung bisher eher nicht berufen, hatte aber sichtlich Spaß daran, thematisch in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. 

Am Ende versinkt die liebevolle Achtziger-Hommage jedoch im modischen Spezialeffekte-Bombast, wie er im Unterhaltungskino der Gegenwart Standard ist. Getreu dem bewährten Hollywood-Motto: „Fällt dir nichts Gescheites ein, mach’ halt Trickeffekte rein.“

Kinostart ist am 18. November 2021