© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/21 / 19. November 2021

Gegenseitiges Beklatschen
Europäische Rundfunkunion: Der BR beteiligt sich für die ARD am Projekt „Europäische Perspektive“
Tobias Dahlbrügge

Die EU erhöht ihre News-Schlagzahl: Die Europäische Rundfunk-Union (European Broacasting Union, EBU) startet das Projekt „Europäische Perspektiven“. Damit sollen die Programme öffentlich-rechtlicher Sender verschiedener EU-Länder auch in den jeweils anderen Mitgliedsstaaten verbreitet werden, natürlich in die jeweiligen Landessprachen übersetzt. Teilnehmer sind unter anderem Italien (RAI), Spanien (RTVE), Frankreich (France Télévisions), außerdem die irische, finnische, portugiesische und schweizerische Anstalt sowie Arte. Beteiligen können sich ausschließlich EBU-Mitglieder.

In Deutschland ist der Bayerische Rundfunk mit seiner Nachrichtenmarke BR24 als Pilotpartner der ARD dabei. Die Online-Nachrichtenkonsumenten finden im Angebot von BR24 neben den Schlagzeilen nun ein „Widget“, eine sogenannte Themenbox. Darin steckt ein Überblick über Meldungen zum selben Thema aus den EU-Ländern in deutscher Sprache. Die Themenboxen werden ständig erweitert und aktualisiert. „Möglich wird dies durch die gemeinsam entwickelte Übersetzungstechnologie EuroVox, das gemeinsame Empfehlungssystem EBU Peach sowie die redaktionelle Kuratierung der Themen in der ‘European Recommendation Box’“, schreibt der BR stolz auf seiner Netzseite.

Eigentlich eine feine Idee, zumindest suggeriert sie einen Blick über den Tellerrand. Doch hier wird die erweiterte Perspektive nur simuliert. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten bescheinigen sich gegenseitig vertrauenswürdige Informationen und zitieren sich reihum. Die „Europäischen Perspektiven“ haben eher eine Verstärkerfunktion für die linksliberalen Sender auf Regierungs- und Zeitgeistlinie. Das wird schon bei der Auswahl der relevanten Themen deutlich: Es geht vor allem um Klima, Corona-Zwangsmaßnahmen, Klima, Migranten und nochmal Klima. Und welche „Qualitätsnachrichten“ werden da von den Medien vermeldet? Kostprobe: „Ist die COP26 die letzte Hoffnung zur Begrenzung der globalen Erwärmung?“ oder „In ganz Portugal entstehen autonome Energiegemeinschaften“.

Bei manchen Themen wäre es durchaus interessant zu erfahren, wie die Sachverhalte in anderen Nationen diskutiert werden. Der „Blick von außen“ hilft oft, Dinge etwas objektiver zu betrachten. Zudem könnten dabei Stimmen zu Wort kommen, die im eigenen Land nicht gehört werden. Deutsche Fernsehzuschauer schätzen das zum Beispiel beim „Talk im Hangar 7“ im pivaten österreichischen ServusTV. Doch solche Angebote sind eben gerade nicht vertreten.