© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/21 / 19. November 2021

Meldungen

Großflächige Waldbrände schon in der Kreidezeit

FRANKFURT. Verheerende Waldbrände werden oft als Folgen „menschengemachten Klimawandels“ dargestellt. Ein Rückblick in die obere Kreidezeit vor 73 bis 66 Millionen Jahren zeigt jedoch, daß dies kein Spezifikum der menschendominierten Gegenwart (Anthropozän) ist. Die Paläontologen Dieter Uhl (Senckenberg-Institut) und Haytham El Afty (Uni Tübingen) konnten an Saurier-Relikten, die 2019 südwestlich von Kairo geborgen worden sind, nun Holzkohle nachweisen. Das ist ein Beleg dafür, daß einst auch auf der Südhemisphäre der Erde ausgedehnte Feuer wüteten, nicht nur im Norden, wie lange angenommen. Die Forscher untersuchten auch Gesteinsreste aus der Fundstelle eines Entenschnabelsauriers (Edmontosaurus) in Wyoming und fanden dabei Indizien, die präzisere Aussagen auch über die Waldbrandlage im globalen Norden erlauben. Demnach kam es auch schon zu Saurierzeiten bei durchschnittlichen Jahrestemperaturen von 25 Grad Celsius und niedrigen Niederschlagsraten regelmäßig zu großflächigen Vegetationsbränden (Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften 172/21). (ck)

 dx.doi.org





Netzhautproteine steuern den Kurs des Rotkehlchens

OLDENBURG. Zugvögel verfügen über einen Magnetsinn, um ihre Flugrichtung nach dem Erdmagnetfeld einzustellen. Unbekannt war bisher der genaue physikalisch-chemische Mechanismus ihres Kompaß. Forscher um Henrik Østergaard Mouritsen (Uni Oldenburg) haben das Navigationsgeheimnis des zwischen seinen europäischen Brutgebieten und den afrikanischen Winterquartieren Strecken zurücklegenden Rotkehlchen nun aufgeklärt. Cryptochrome, lichtaktive Proteine in der Netzhaut, fungieren als Magnetosensor, der in der Lage ist, das schwache Erdmagnetfeld wahrzunehmen (Nature 594/21). Die Proteine liefern Signale, die es dem Vogel ermöglichen, einen im Gedächtnis gespeicherten Kurs gegenüber der Richtung des Erdmagnetfelds einzuhalten. Oft finden Rotkehlchen sogar das Nest wieder, in dem sie selbst aus dem Ei schlüpften. Allerdings vollbringen sie dieses Wunder nur einmal, da sie selten zwei Jahre alt werden. (rs)

 nature.com





Profitgierige Sharing-Dienste kaum nachhaltig

BERLIN. Die Nachhaltigkeit versprechende „Idee des Teilens“ sei durch Firmen wie Airbnb (Kurzvermietungen) oder Uber (Fahrdienst) leider in Verruf geraten, klagt der Politologe Jonas Pentzien vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (Natur, 11/21). Heute verfolgten 80 Prozent der Sharing-Economy-Plattformen eine Gewinnabsicht. Das Geschäftsmodell „Kassiere beim Teilen“ stehe im Widerspruch zu sozialökologischen Ansätzen, daher sei eine schärfere Regulierung nötig. Langfristig müßten die Sharing-Firmen daher durch gemeinwohlorientierte „Plattform-Genossenschaften“ abgelöst werden. Das wäre aber nur im Rahmen eines „gesellschaftlichen Transformationsprozesses“ möglich. Doch es sei alternativlos, die kapitalistische Konsumkultur als „größten Treiber der globalen Umweltzerstörung“ bald aufzugeben. (ft)

 www.ioew.de





Erkenntnis

„Die Frage nach klimaneutralem Wirtschaftswachstum kann nicht in einem nationalen oder europäischen Alleingang angegangen werden. Es macht keinen Sinn, einen Wettbewerb um die ambitioniertesten Ziele zu starten. Die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen in Asien, den USA oder Europa sind sehr unterschiedlich.“

Carsten Knobel, Chemiker, Betriebswirt und Vorstandschef der Henkel AG & Co. KGaA