© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/21 / 19. November 2021

Leserbriefe

Zu: „Polen hält die Stellung“ von Dieter Stein, JF 46/21

Geschafft, endlich bis zum Abgrund

Im Zusammenhang mit der Ansammlung Tausender Migranten an der Grenze Weißrußlands zu Polen und der von Frau Merkel verantworteten Grenzöffnung 2015 sagte sie in einem Interview, bezogen auf ihr „Wir schaffen das“: „Ja, wir haben es geschafft!“ Diese Aussage ließe sich leicht ergänzen und erweitern mit den Worten: Ja, wir haben es geschafft, Deutschland und Europa an den Rand des Abgrunds zu führen. Fehler räumt sie nicht ein. Etwaige Opfer, vor allem deutsche, scheinen für sie ein Kollateralschaden zu sein in einem Land, in dem bekanntlich man „gut und gerne“ zu leben hat. Welche Partei, außer der ständig kritisierten und verhaßten AfD, kann diesen Irrweg noch stoppen?

Hanna-Ulrike Schulz, Bockhorn




Polen kann sich das eigentlich sparen

Ich wage die Prognose, wie es weitergehen wird: Die Krise an der Grenze wird sich noch einige Wochen hinziehen, bis in Berlin die Koalitionsverhandlungen abgeschlossen sind. Der Winter wird bis dahin kälter, die Flüchtlinge noch zahlreicher, die Krise spitzt sich zu. Dann wird die EU die Flüchtlinge ganz offiziell aus humanitären Gründen einreisen lassen. Natürlich sollen sie dann auf alle EU-Mitglieder verteilt werden. Faktisch werden aber fast alle nach Deutschland kommen. So ehrenvoll es ist, daß die Polen die Grenze verteidigen – eigentlich könnten sie sich das sparen. In spätestens vier Wochen sind sowieso fast alle in Deutschland. So oder so.

Markus Seebass, Berlin






Zu: „Impfzwang nicht gerechtfertigt“ von Ulrich van Suntum, JF 45/21

Meldungen zeigen etwas anderes

Immer wieder wird uns die Mär von der Pandemie der Ungeimpften erzählt. Das Beispiel eines Krankenhauses in Antwerpen, wo alle Covid-19-Patienten auf der Intensivstation geimpft sind, zeigt offenbar, daß auch das Gegenteil wahr ist. Italien, Island, Israel, Österreich – überall meldet man einen hohen Anteil an Impfdurchbrüchen. Nur bei uns sind angeblich die Ungeimpften die eigentliche Gefahr.

Inge Godenau, Gilserberg




Geimpfte – gefährlicher als Getestete

Da fordert der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach in seiner unnachahmlichen Art 2G, und Montgomery, immerhin Chef des Weltärzte-Bundes, verkündet lauthals die „Tyrannei der Ungeimpften“ – während er zu Beginn der Corona-Pandemie Mund-Nase-Masken für nutzlos hielt. Was sind das nur für Pseudomedziner? Wenn schon G-Regelungen, dann: 1.) Getestet, 2.) Genesen / Immun / Kreuzimmun (nach EliSpot-Test), 3.) Geimpft – und zwar genau in dieser Reihenfolge! 

Denn geimpft bietet die geringste Sicherheit! Lieber ein getesteter Ungeimpfter als ein ungetesteter Geimpfter! Die Politik muß endlich wieder das Grundgesetz achten und einhalten!

Jens Knipphals, Wolfsburg




Gegen die Insistenz der Inzidenz

Nein, mit Inzidenzwerten kann ich absolut nichts anfangen! Was sollen mir diese grauen Theoriezahlen auch schon sagen? Irgendwelche Krankenhausampeln sollen bald auf Rot zeigen! In welchen Krankenhäusern stehen diese Ampeln eigentlich herum? Circa 80 Prozent der Bevölkerung oder darf es auch etwas mehr sei, sollen bereits zweifach geimpft sein! Wieviel Prozent sind dann tatsächlich ungeimpft? Diese Pandemie lebt im Grunde nur von rein theoretisch und willkürlich zusammengeschusterten Werten!

Riggi Schwarz, Büchenbach




Nicht mehr auszuhaltende Doppelmoral

Für mich ist das Maß endgültig voll. Ich werde bald 60 Jahre alt und bin in einer Diktatur groß geworden. Ich war 1989 sehr glücklich, daß diese Zeit endlich vorüber war. Und jetzt? Bin ich in einer Corona-Diktatur gelandet, in der man mir Freiheit verspricht, wenn ich mich 1x, 2x, 3x, 4x, wahrscheinlich endlos mit einem Impfstoff impfen lasse, von dem mittlerweile bekannt ist, daß er weder jahrelang (wie 2020 großspurig von der Politik verkündet) noch länger als sechs Monate „Schutz vor Corona“ bietet. Statt dessen bietet er viele Nebenwirkungen, bis hin zu schwersten Erkrankungen. Mein Impfausweis ist voll mit allen wichtigen Impfungen, ich bin also kein „Impfgegner“. Noch im vergangenen Jahr waren zum Beispiel unsere Pflegekräfte die „Helden“, jetzt werden die Helden gefeuert, wenn sie sich nicht impfen lassen. Die sich widersprechenden Aussagen der Politik zeugen von einer nicht mehr auszuhaltenden Doppelmoral! Ich habe es satt, mich von den regierenden Politikern und deren Parteigenossen behandeln zu lassen wie ein dummes Kind! Aber auf Arbeit gehen und Steuern ins System einzahlen, dafür sind wir noch gut genug!

Dagmar Schweigler & Familie, Altenburg/Thüringen






Zur Meldung: „Afghane schändet Kirche in Thüringen“, JF 45/21

Caesars und Gottes Königreich

Die Islamisierung unseres Landes begann schon vor Jahrzehnten mit Einverständnis vor allem der SPD und der Kirchenleiter, die im Laufe der Zeit ein ganzes Heer von „Islambeauftragten“ rekrutierten, um die christlichen Gemeinden mit der „Bruderreligion“ Islam bekannt zu machen. Der EKD-Leiter Heinrich Bedford-Strom ließ sich sogar vom Imam der Penzberger Moslemgemeinde bei München, Bajrambegamin Idriz, in das Kuratorium des geplanten größten islamischen Missionszentrums berufen! Die katholische Kirche bekennt sich schon seit dem II. Vatikanischen Konzil (1962–1965) zur „Geschwisterreligion“ Islam. In der „Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen, Nostra Aetate“ heißt es im 3. Abschnitt: „Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslime, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat. (...) Jesus, den sie allerdings nicht als Gott anerkennen, verehren sie doch als Propheten, und sie ehren seine jungfräuliche Mutter Maria, die sie bisweilen auch in Frömmigkeit anrufen.“ (Karl Rahner, Kleines Konzilskompendium, Herder 1966). Auch die CDU/CSU sprang auf diesen Zug auf, etwa in Person des damaligen Innenministers und Gründers der „Islamkonferenz“ Wolfgang Schäuble. Schon 2006 behauptete er, der Islam gehöre zu Deutschland. 

Die Realität zeigt, daß sich Politik und Kirchen bis heute vergeblich um einen „Dialog“ mit dem Islam bemühen. Eine realistische Haltung hatte der hoch angesehene, wegen seiner intellektuellen Brillanz gefürchtete, im Januar 2008 verstorbene griechische Erzbischof und Patriarch Erzbischof Christodoulos, der einige Monate vor seinem Tode bei einer Konferenz über den Islam feststellte: Der Dialog zwischen Islam und Christentum sei nur sinnvoll, wenn sich niemand zu dem Irrtum versteige, Juden und Christen einerseits und Muslime andererseits sprächen über denselben Gott. Muslime forderten für sich Rechte ein, wo sie in der Minderheit sind, gewährten diese aber nicht, wo sie die Mehrheit stellen: „Das moderne Kolosseum, also der wichtigste Ort des Märtyrertums und Opfers der Christen, sind heute leider die islamischen Länder.“ Er kritisierte den Trend, die islamische Welt als Bastion religiöser Freiheit und Toleranz zu beschreiben. Diese „Geschichtswäscherei“ vermittle eine angebliche Toleranz des Islam. Gewiß hätten auch Muslime unter Christen gelitten, doch es gebe einen Unterschied: Wenn christliche Herrscher ihre Untertanen unterdrücken, ob Muslime oder Christen, so können sie nicht gleichzeitig auch die Gebote des Glaubens einhalten, „wohingegen Muslime unterdrücken und vernichten, während sie den Koran, die Scharia beschwören. Dies ist so, weil es im Islam keinen Unterschied gibt zwischen Caesars Königreich und Gottes Königreich“ (FAZ vom 29. Januar 2008).

Herbert Nowitzky, Eutin






Zur Meldung: „Ungarns Außenminister verteidigt Grenzschutz“, JF 45/21

Mutig: Wagenknecht und Kretschmer

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hat sich den Zorn seiner eigenen CDU-Parteifreunde zugezogen, als er erklärte, daß Zäune und vermutlich auch Mauern notwendig seien, um den Andrang von Flüchtlingen in den Griff zu bekommen. Die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht schreibt in ihrem Buch „Die Selbstgerechten“ (S. 37) zur Einwanderung sinngemäß: Wir sind ein wohlhabendes, bereits relativ dicht besiedeltes, kleines Land. Wenn jeder, der möchte, einwandern kann, wird sich Deutschland in kürzester Zeit in einen Ort verwandeln, an dem keiner mehr gern leben möchte. Offenbar denken sich viele Politiker „Nach mir die Sintflut“ – angesichts dessen zeigen Kretschmer und Wagenknecht mit ihren Aussagen Mut.

Karl-Albert Hahn, Tiefenort






Zu: „Amoklauf gegen das Erhabene“ von Thorsten Hinz, JF 45/21

Die Dämonen des Glasgower Klimakonzils

Dieser Beitrag zeigt unübertrefflich die Modernität, ja Aktualität Dostojewskis auf, indem er uns dessen „Dämonen“ vorstellt. In der Tat sind etliche „Protagonisten“ unserer Zeit „erfüllt von religiöser Ekstase (...) und Sendungsbewußtsein und von einem speziellen Haß, der bis zur Vernichtungswut geht“. Ein Angriff, der sich nicht zuletzt „gegen die Freiheit der Wissenschaft“ richtet.

Wolfgang Jäger, Dortmund




Dämonische Geister in Danzig

Thorsten Hinz erwähnt in seinem Dostojewski-Aufsatz das Buch des ehemaligen Danziger Senatspräsidenten Hermann Rauschning „Die Revolution des Nihilismus“ von 1938. In meiner Freiburger Dissertation über Konservatismus und Nationalsozialismus („Konservative und rechtsliberale Deuter des Nationalsozialismus 1930–1945. Eine historisch-politische Kritik“, Verlag Peter Lang) behandle ich Rauschning als Hauptautor einer konservativen Nationalsozialismus-Kritik. Noch bekannter ist Rauschnings Buch „Gespräche mit Hitler“ (1938). Rauschning vereint in seiner Person die widersprüchlichen Haltungen Weimarer Konservativer gegenüber dem Nationalsozialismus, die von NSDAP-Mitgliedschaft bis zu entschiedener Gegnerschaft reichen konnten. So war er kurzzeitig Danziger NSDAP-Senatspräsident (1933/34), um sich – nach seinem Zerwürfnis mit dem Danziger Gauleiter Forster und Flucht ins Ausland – mit den genannten Büchern im Exil zum radikalen NS-Gegner und Warner zu entwickeln.

Dr. Wolfram Ender, Eschershausen






Zu: „Rückkehr des Kollektivdenkens“ von Birgit Kelle, JF 45/21

Neomarxistisch-neoliberale Gefahr

Trefflich! Eine angeblich alternativlose Familienpolitik – in Wirklichkeit Sozialismus reinsten Wassers. Im März hat der Podcast „hubertus-knabe.de/frauen-in-der-ddr7“ das ebenso klar herausgestellt. Statt Kindern wenigstens das Allermindeste zuzubilligen (gemäß der Weisheit: „Eine Frau ist überall ersetzbar, nur nicht als Mutter“), geht es neomarxistisch-neoliberal darum, die Arbeitskraft von Müttern für die Wirtschaft zu erschließen. Den Gipfel des Zynismus erreichen Politiker, wenn sie sich dann noch dafür feiern lassen, Kindern ein „Recht auf einen Kindergartenplatz“ zu bieten, nach Möglichkeit in Vollzeit.

Vera Mann, Willinghausen






Zu: „Eine vorhandene Wucht krimineller Energie“ von Jörg-Bernhard Bilke, JF 45/21

Einen Spalt in die Schlangengrube geöffnet

Zum Buch von Freya Klier sei aus dem berüchtigten „Toxdat-Report“ zitiert, der an der Berliner Humboldt-Universität eigens für die Staatssicherheit der DDR (MfS) erstellt worden war. Dort heißt es etwa, „phosphororganische Verbindungen (POV)“ seien besonders geeignet zur „Begiftung von Oberflächen (...) z. B. Türgriffe, Schuhe (innen) (...) Verkleidungen und Sitzpolster im Pkw“. Einige Seiten weiter findet sich der Hinweis zur Giftwirkung „neurotoxischer“ Verbindungen zur „Ausbildung einer irreversiblen Parkinson-Erkrankung, die von einer natürlichen nicht zu unterscheiden ist“. Darüber hinaus biete sie „das hohe Verschleierungspotential (...) für subversive Anwendungen gegen einzelne Zielpersonen mit relativ geringem Risiko der Kompromittierung (...), aber hoher Effektivität hinsichtlich dauerhafter Ausschaltung der Zielperson“. Tatsächlich handelt es sich hier eher um Anleitungen zum perfekten Mord. Als Kriminalist bis 1999 im Kommissariat Hohenschönhausen/Auftragstötungen der Zentralen Ermittlungsstelle für Regierungs- und Vereinigungskriminalität (ZERV) tätig, gibt es wohl keinen Straftatbestand, dessen Begehung durch MfS-Männer mir dabei nicht untergekommen ist. Ich frage mich schon lange: Gibt es keinen Völkerrechtler, den Piraterie in dänischen Hoheitsgewässern (Grenzboot G445) interessiert, keinen Mediziner, der zu den Medikamenten, die vor Vernehmungen nur nach Absprache mit dem Untersuchungsführer (HA IX) verabreicht werden durften, Fragen stellt, keinen Militärhistoriker, der zu den Vorbereitungen der DDR-Streitkräfte zum Einmarsch in die Volksrepublik Polen kurz vor Verhängung des Kriegsrechts dort, forscht? Daher Dank für diese Besprechung von Freya Kliers Buch, das endlich die Tür in dieses monströse Reich der deutschen Geschichte einen Spalt weit öffnet.

Frank Rauter, Esslingen