© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/21 / 19. November 2021

Kabinenklatsch
Von der Förde in die Börde
Ronald Berthold

Der THW Kiel ist so etwas wie der FC Bayern der Handball-Bundesliga. In den vergangenen 28 Jahren holte er 18mal den Titel an die Förde. Als ärgster Rivale tat sich fast immer die SG Flensburg-Handewitt hervor und kürte sich in dieser Zeit dreimal zum Meister. Die beiden Nordklubs sind so etwas wie die legitimen Nachfolger des VfL Gummersbach und des TV Großwallstadt, die zuvor über zwei Jahrzehnte den deutschen Handball dominierten. Doch mit der Wiedervereinigung hörte die Siegesserie auf, und inzwischen sind die Traditionsvereine aus den Kleinstädten leider in der Versenkung verschwunden. Gummersbach könnte in diesem Jahr aber den Wiederaufstieg schaffen. Im Moment führt der VfL die 2. Liga an. Großwallstadt dagegen kämpft im Unterhaus gegen den Abstieg.

Endet nun auch die Vorherrschaft der beiden Ostseeklubs? Nach elf Spieltagen und elf Siegen steht der SC Magdeburg vorn. Wandert der Titel von der Förde in die Börde? Mit einigem Abstand folgen die Füchse Berlin, die sich den Sachsen-Anhaltern am vergangenen Wochenende deutlich geschlagen geben und anerkennen mußten, daß Magdeburg derzeit das Nonplusultra im deutschen Handball darstellt. Kiel und Flensburg folgen mit bereits je drei Niederlagen in der relativ jungen Saison auf den Rängen drei und vier. So oft hatte Kiel in der kompletten vergangenen Saison verloren. Flensburg sogar einmal weniger.

Der frühere DDR-Serienmeister Magdeburg – acht Titel zwischen 1980 und 1991 – könnte nun an alte Zeiten anknüpfen. Seit der Wiedervereinigung gelang bisher nur ein gesamtdeutscher Triumph. Und der liegt genau 20 Jahre zurück. Wäre also wieder einmal Zeit für die Bördestädter.