© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/21 / 26. November 2021

Gerald Knaus. Der Politikberater weiß, wie man Masseneinwanderung gegenüber dem Bürger bekömmlich verpackt.
Merkels Meisterhirn
Michael Paulwitz

Politiker prägen Parolen; die Pläne dazu liefern Machthandwerker im Hintergrund, die nur selten hervortreten, wenn ihr Thema gerade einmal Konjunktur hat. So der Berliner Soziologe Gerald Knaus, der nach dem Erscheinen seines Bestsellers „Welche Grenzen brauchen wir?“ 2020 nun erneut in TV-Talkshows und Zeitungsinterviews auftaucht.

Der eloquente Österreicher, 1970 bei Salzburg geboren, ist der Technokrat des Merkelschen „Wir schaffen das“. Die Millionen-Migration seit 2015 hält er noch immer für eine Erfolgsgeschichte, die er angesichts des Ansturms an der weißrussischen Grenze wiederholen möchte. Keiner soll zunächst zurückgewiesen werden, da ist er sich mit den Willkommens-Jublern einig; Knaus hält das mit Verweis auf das EU-Asylrecht für „europäische Werte“. Doch endlose Kolonnen, die Grenzen einfach überrennen, wirken auf den Normalbürger verstörend, das weiß auch er. Knaus’ Lösung: Das Chaos legalisieren, den Ansturm zur kontinuierlichen Ansiedlung umorganisieren und den Aufnahmeprozeß möglichst in entfernte Länder delegieren, deren Machthaber großzügig dafür entlohnt werden.

Knaus’ Mission ist, daß die Umsiedlung nach Europa geräuschlos und ohne schlechte Presse abläuft. 

Nach diesem Muster produziert der Vordenker in der von ihm gegründeten und von der Soros-Stiftung mitfinanzierten „European Stability Initiative“ (ESI) mit Sitz in Berlin-Kreuzberg Pläne und „Deals“ für die Einwanderung in die EU. Das Türkei-Abkommen, das Berlin vor fünf Jahren der EU aufgedrängte, entstammt seiner „Denkfabrik“: Ankara unterbindet illegale Zuwanderung, erhält im Gegenzug Milliarden für „Flüchtlinge“ im eigenen Land, von denen dann ein Teil in die EU umgesiedelt wird.

Das hat natürlich nie funktioniert, auch wenn Knaus das Gegenteil behauptet: Die Migrationsanreize bestehen weiter, und der türkische Präsident hat dazu den Hebel in der Hand, den Zustrom nach Bedarf zu verstärken, um die EU zu erpressen. Hätte man halt mehr zahlen und umsiedeln müssen, zuckt Merkels Meisterhirn mit den Schultern. Das hatte er den EU-Gewaltigen ja schon 2017 in seinem „Malta-Plan“ vorgeschlagen.

Für die Krise an der weißrussischen Grenze hatte Knaus selbstverständlich auch gleich einen Plan. Natürlich nicht Grenzen dicht; denn das wäre ja „AfD-Politik“, auf die man 2015 verzichtete, als Angela Merkel „Europas Seele und Ehre“ rettete. Dumm nur, daß die polnischen Grenzer gerade bewiesen haben, daß genau das am besten wirkt. 

Gerald Knaus bleibt bei seinem Mantra: Wer irgendwie auf EU-Gebiet gelangt, muß bis zu seinem Asylverfahren aufgenommen werden, das solle man doch auch den störrischen Polen beibringen. Anders als dessen türkischen Kollegen Erdoğan will der Migrationsstratege den weißrussischen Erpresser Lukaschenko aber nicht direkt bezahlen. Sollen doch, gegen Subsidien versteht sich, die Ukraine, Moldawien oder Georgien die Einwandererscharen aufnehmen, Länder, die sowieso von EU-Geldern abhängig sind. 

Das kann man für raffiniert halten oder für herablassenden Neokolonialismus, der seine vermeintlich höhere Moral auf Kosten anderer pflegt. Aufgehen werden solche Pläne so oder so nicht; da so zwischengeparkte Migranten dann eben andere Wege ins deutsche Sozialparadies einschlagen. Einen Knaus muß das aber nicht kümmern: Seine Mission ist, daß die Umsiedlung geräuschlos und ohne schlechte Presse läuft.