© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/21 / 26. November 2021

Freudendrama im Gerichtssaal
USA: Trotz starken linken Kampagnen wurde Kyle Rittenhouse freigesprochen
Liz Roth

Kyle Rittenhouse sank in sich zusammen, konnte nur noch schwer atmen, sein Anwalt mußte ihn stützen. Fünfmal hatte er „nicht schuldig“ gehört. Nach einem dreiwöchigen Prozeß wurde der 18jährige von einem Gericht in Kenosha im Bundesstaat Wisconsin in allen Punkten freigesprochen. Er war wegen fünf Kapitalverbrechen angeklagt worden, darunter vorsätzliche Tötung, fahrlässige Tötung und versuchte Tötung. Rittenhouse drohte eine lebenslange Haftstrafe. 

Am 25. August 2020 hatte er beschlossen, zusammen mit anderen bewaffneten Männern in der Innenstadt von Kenosha zu patrouillieren, um einen Gebrauchtwagenhändler vor Plünderungen und Vandalismus zu schützen. In der Stadt war es wegen der Schüsse auf den Schwarzen Jacob Blake eines weißen Polizeibeamten zu Ausschreitungen gekommen. Vor Ort wurde er von Demonstranten gejagt und erschoß schließlich zwei Menschen, Joseph Rosenbaum und Anthony Huber, und verletzte einen dritten, Gaige Grosskreutz.

Rittenhouse bekannte sich in allen Anklagepunkten für nicht schuldig und plädierte auf Selbstverteidigung. Der Staatsanwalt Thomas Binger, der durch seine politisch-geladene Argumentation während des Prozesses immer wieder mit Richter Bruce Schroeder in Konflikt geraten war, sah das anders. „Man verliert das Recht auf Selbstverteidigung, wenn man derjenige ist, der die Waffe mitgebracht hat, wenn man derjenige ist, der die Gefahr schafft, wenn man derjenige ist, der andere Menschen provoziert“, sagte Binger.

Selbstverteidigungsrecht des Angeklagten wurde anerkannt  

Rittenhouse’ Verteidigung bot ein ganz anderes Bild von den Ereignissen. „Rosenbaum war eine Bedrohung, ein böser Mann und ein Krawallmacher, und Rittenhouse mußte in dieser Nacht allein mit ihm fertig werden“, sagte der Hauptverteidiger Mark Richards in seinem Schlußplädoyer. Beide Opfer hatten einen langes Vorstrafenregister, und Rosenbaum war bereits wegen Kindesmißhandlung zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Die Videoaufnahmen zeigen, daß Rittenhouse immer wieder gewaltsam angegriffen wurde, bevor er abdrückte. 

„Selbstverteidigung ist nicht illegal, und ich glaube, daß sie das richtige Urteil gefällt haben. Ich bin froh, daß alles gutgegangen ist“, sagte Rittenhouse wenige Tage später im Interview mit Tucker Carlson auf Fox News. Seit der Nacht leidet er unter posttraumatischem Streß. „Es sind die Dinge, die einen nachts wachhalten, wenn man einmal eingeschlafen ist, träumt man davon, was passiert ist und wacht schweißgebadet auf.“

Über ein Jahr führten die Medien eine Kampagne gegen Rittenhouse. Linke Sender wie CNN und MSNBC nannten ihn immer wieder einen „White Supremacist“, einen Weißen, der seine Rassenvorherrschaft beansprucht, einen Rassisten und einen Mörder. Rittenhouse verneint diese Anschuldigungen und betonte im Interview, daß er die Black-Lives-Matter-Bewegung „unterstütze“ und das Recht auf „friedlichen Protest“. Er plant, gegen die Medien vorzugehen. „Ich habe sehr gute Anwälte. Die kümmern sich darum.“ Präsident Joe Biden betonte jedoch, er sei „wütend und besorgt“ über das Ergebnis. Er stehe zwar zu dem, was die Geschworenen entschieden hätten, dennoch würde der Freispruch das Land weiter spalten.