© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/21 / 26. November 2021

Filmkritik Ulee‘s Gold
Verborgene Gefühle
Werner Olles

Der Bienenzüchter Ulysses „Ule“ Jackson (Peter Fonda), ein Vietnam-Veteran, lebt in den Sümpfen Floridas. Er sorgt für seine beiden Enkelinnen Casey (Jessica Biel) und Penny (Vanessa Zima), die Töchter seines wegen eines bewaffneten Raubüberfalls inhaftierten Sohnes Jimmy (Tom Wood). Zudem muß er sich noch um seine drogensüchtige Schwiegertochter Helen (Christine Dunford) kümmern, während sich die beiden Mädchen mit der Nachbarin Connie Hope (Patricia Richardson), einer Krankenschwester, anfreunden.

Als Jimmy ihm aus dem Gefängnis mitteilt, daß Helen von zwei früheren Komplizen entführt und in einem Haus in Orlando gefangengehalten wird, befreit er sie und bringt sie zu sich nach Hause. Die Enkelinnen müssen die Entgiftung und Entzugserscheinungen ihrer Mutter hautnah miterleben.

Helens Entführer fordern indes einen Anteil an der Beute aus einem Überfall. Ulee kann sie überwältigen, wird dabei jedoch auch selbst verletzt. Durch Ulees mutige Tat kommt die Familie wieder zusammen, Jimmy wird nach seiner Haftentlassung gemeinsam mit seinem Vater im Familienbetrieb arbeiten. Ulysses, dessen Beziehung zu Connie am Anfang kühl und zurückhaltend war, lädt sie zum Essen zu sich nach Hause ein …

Victor Nuñez Drama „Ulee’s Gold“ aus dem Jahr 1997 ist das behutsam unter die Oberfläche dringende Portrait eines einfachen und aufrechten Mannes und seiner Zeitumstände, mit viel Gespür für die kleinen Dinge und verborgenen Gefühle inszeniert und von dem mit einem verdienten Golden Globe ausgezeichneten Peter Fonda („Easy Rider“) unaufdringlich und glaubwürdig gespielt. Ein sehenswerter Film abseits der üblichen Hollywood-Klischees, in ruhigem Rhythmus und bisweilen poetischen Bildern eindrucksvoll gestaltet. Seine subtile Beschreibung ungelöster Probleme der amerikanischen Konsum-Kultur und der perversen Ästhetik der Gewalt erzählt zugleich von der vielfachen Gefährdung des Menschen in einer materialistischen Welt, endet jedoch in einem überzeugenden Loblied auf den einfachen „All American Boy“, der sich mit den ihm zugefügten Ungerechtigkeiten des Lebens nicht abfindet. So gesehen ist „Ulee’s Gold“ auch eine kulturpsychologische Studie von erfreulicher Frische.

Als Bonus enthält die DVD ein Beiheft der Illustrierten Filmbühne.

DVD: Ulee’s Gold. Koch Media 2021, Laufzeit etwa 108 Minuten