© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/21 / 26. November 2021

Blick in die Medien
Ken ist wieder da
Tobias Dahlbrügge

Nach der vollständigen Löschung des Kanals KenFM durch Youtube und dem eigenen Rückzug aus der digitalen Öffentlichkeit gibt es ein Nachfolgeangebot. Auf www.apolut.net gibt es neben eigenen Inhalten auch ein Archiv mit den alten Folgen der Formate von Ken Jebsens Plattform. Der Untertitel „Das denk’ ich auch“ weist schon in eine leicht esoterische Richtung. Immerhin hat sich das Team mit der eigenen Netzseitenpräsenz von Youtube unabhängig gemacht.

Apolut kommt vielseitig daher und bietet diverse Video- und Podcast-Formate; auch eine App ist in Planung. Im History-Kanal versucht sich der Publizist und Politologe Hermann Ploppa (Die Basis) an unterhaltsamen Geschichtsstunden wie zum Beispiel zum Reichstagsbrand oder der US-Geschichte, die man aber nicht immer vorbehaltlos genießen sollte.

Es bleibt abzuwarten, ob sich die Landesmedienanstalt Berlin-Brandenburg erneut einschaltet.

Der Filmemacher Uli Gellermann, der sich seit Jahren an der „Tagesschau“ abarbeitet und bereits das Buch „Die Macht um Acht“ vorlegte, seziert manipulative Meldungen der ARD-Nachrichten. Bei dem interaktiven Format beteiligen sich die Zuschauer als Spürnasen und senden „Tagesschau“-Schnipsel ein, die Gellermann dann analysiert und polemisch kommentiert. Dabei wirkt er leider nicht immer souverän. Ein Talk-Format gibt es auch: „M-Pathie“ präsentiert teils interessante, teils etwas skurrile wirkende Gesprächspartner im Dialog mit Rüdiger Lenz. Kritiker der Corona-Politik finden auf Apolut einen großen Pool an Infos aus dem „Querdenker“-Lager und ihren Vertretern wie Bhakdi, Schiffmann und Co.

Im Archiv finden sich Dutzende alter Interviews, nicht nur zum Thema Covid. In dieser kompakten Rückschau wird noch einmal deutlich, daß Jebsen zwar stets einen Hang zu steilen Thesen hatte, zuweilen aber auch interessante Aspekte bot.

Da im Impressum von Apolut Berlin als Sitz angegeben wird, ist nun auch die Landesmedienanstalt Berlin-Brandenburg für die Aufsicht zuständig, die gegen KenFM ein Verfahren eingeleitet hatte, das allerdings eingestellt wurde, weil die Marke redaktionell verschwunden ist. Bleibt abzuwarten, ob die LBB versuchen wird, auch gegen Apolut vorzugehen.