© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/21 / 26. November 2021

Hochpolitische Botschaften auf knappstem Raum
Eichenlaub, das nie verwelkt
(dg)

Die Eichensymbolik auf deutschen Münzen ist für den emeritierten Jenaer Philosophen Gottfried Gabriel ein optisch eindrucksvolles Beispiel für die Verdichtung hochpolitischer Botschaften auf knappstem Raum. Aufgekommen ist die Symbolik, die liberale und nationale Elemente verbindet, in den Befreiungskriegen gegen Napoleon (Zeitschrift für Ideengeschichte, 4/2021). In Preußen schmückten drei Eichenblätter das 1813 gestiftete Eiserne Kreuz, und ein Eichenkranz zierte die 1-Taler-Münze. 1823 wich jedoch der Eichen- wieder dem monarchistischen Lorbeerkranz, um den Karlsbader Beschlüssen Rechnung zu tragen, die sich gegen die Einheits- und Freiheitsbewegung richteten. Noch 1838 wehrte sich Preußen entschieden gegen die Übernahme der von den liberalen süddeutschen Staaten beibehaltenen Eichensymbolik für die Prägung einer gemeinsamen „Vereinsmünze“ des Zollvereins. Erst 1871, auf den Münzen der Reichswährung, kehrte der liberale Eichenkranz zurück. Was Bismarcks „ikonographischem Programm“ entsprach, das das alte liberale Erbe im neugegründeten Reich bewahrt wissen wollte. Hingegen verkörpere das Eichensymbol auf den heutigen 1-, 2- und 5-Cent-Münzen nur die liberale, aber kaum mehr die nationale Idee. 


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