© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/21 / 26. November 2021

Umwelt
In der Jubel-Trance
Volker Kempf

Der Bund für Umwelt und Naturschutz bejubelt in seinem BUNDmagazin (4/21) das Bundestagswahlergebnis: Parteien wie CDU und CSU, die sich der Energiewende entgegenstellten, seien abgestraft worden. Armin Laschets Klimaschutzversprechen sei unglaubwürdig, denn seine Taten als NRW-Ministerpräsident sprächen eine andere Sprache. Auch Markus Söder habe „den Ausbau der Windkraft blockiert“. Warum dies so wichtig sei, ist der Überschrift zu entnehmen: „Energiewende: erneuerbar + naturverträglich“. Ja, Windräder verbrennen weder Öl noch Kohle, doch die Erneuerbarkeit der Riesenanlagen ist äußerst fraglich. Auch das unverzichtbare Betonfundament ist keineswegs CO2-neutral. Wenn dann noch Wald weichen muß – ganz schlecht, dann ist ein Stück grüne Lunge weg. Naturverträglich ist der Totschlag von Vögeln auch nicht. Von der Landschaft gar nicht zu reden, die wird durch Monsteranlagen in Höhe des Dresdner Fernseh- oder des Düsseldorfer Rheinturms (etwa 250 Meter) nicht schöner, sondern touristisch unattraktiver.

„Strom aus Wind und Sonne kann angeblich bald den größten Teil unseres Energiebedarfs decken.“

Dabei interessiert sich der 1975 gegründete BUND durchaus für Landschaften. Wenige Seiten zuvor finden sich viele Bilder und wenig Text unter dem Titel: „Gerettete Landschaft“. Ein Auenwald wurde bei Speyer gerettet, 150 Hektar. Den Tieren mag das zugute kommen. Schön, aber warum eine so selektive Problemwahrnehmung? Die Energiewende ist für den BUND wohl ein so hoher Wert, daß damit hehre Natur- und Landschaftsschutzziele ausgeklammert werden. „Strom aus Wind und Sonne soll schon in wenigen Jahren den größten Teil unseres Energiebedarfs decken“, heißt es in einem Beitrag mit der Überschrift „… in unserer Hand“. Auf Kohle- und Atomstrom soll bei wachsendem Strombedarf für E-Mobile, Heizung und Industrie verzichtet werden. Das soll zudem ein Vorbild für andere Länder werden. Welch ein weltweites Sendungsbewußtsein. Das wird nicht funktionieren, sondern ein abschreckendes Beispiel mit geopferten Landschaften werden.