© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/21 / 26. November 2021

Meldungen

China: Vulkanausbrüche stürzten Kaiser-Dynastien?

HANGZHOU. Große Vulkanausbrüche könnten zum Zusammenbruch von Kaiser-Dynastien in China beigetragen haben. Das geht aus einer Studie von Forschern der Zhejiang-Universität (Hangzhou), des Trinity College Dublin und der Uni Bern hervor (Communications Earth & Environment Vol. 2, 234/21). Sie rekonstruierten dazu aus Eisbohrkernen 156 Vulkanausbrüche, die sich zwischen dem Jahr 1 und 1915 ereignet hatten. Danach gingen 62 der 68 chinesischen Dynastie-Niedergängen eine oder mehrere Vulkaneruptionen voraus. Diese seien Ursache für abrupte Klimaveränderungen gewesen: kältere Sommer im Norden, schwächerer Monsunregen im Süden. Dies führte dann zu Mißernten und Aufruhr. „Wir fanden heraus, daß selbst ein kleiner Vulkanausbruch dazu beitragen konnte, einen Kollaps auszulösen, wenn die schon bestehende Instabilität hoch war“, so John Matthews vom Trinity College. „Größere Eruptionen konnten sogar dann einen Umsturz auslösen, wenn die davor bestehende Instabilität minimal war.“ Den Großausbrüchen des Tambora (1815) und Samalas (1257) in Indonesien sowie des Huaynaputina in Peru (1600) sei allerdings kein unmittelbarer Herrschersturz gefolgt. (fis)

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Endlich seriös den Wald der Zukunft gestalten

JENA. Es sei höchste Zeit, daß die Debatte um die Zukunft des deutschen Waldes nicht mehr durch „irreführende und wissenschaftlich fragwürdige Berichte“ gestört werde, fordert Henrik Hartmann, der seit 2014 das Max-Planck-Institut für Biogeochemie leitet. Als schlechtes Beispiel zitiert der Ökophysiologe die 2018 publizierte Greenpeace-Studie „Waldvision für Klima, Mensch und Natur“. Dieser „Wegweiser für die Waldwirtschaft“ empfiehlt, Bäume erst zu ernten, wenn sie „älter und dicker“ sind, und rät, „seltener und weniger stark in den Wald einzugreifen“. Dieses idyllische Waldbild sei aber wissenschaftlich unhaltbar, weil erwiesen sei, daß gerade große und alte Bäume unter Dürre litten und durch den Klimawandel vermehrt absterben würden. Um solchen Dilettantismus hinter sich zu lassen, sollte endlich ein „interdisziplinäres Institut für Waldaufbau“ gegründet werden (Max-Planck-Forschung, 3/21). (ck)

 www.bgc-jena.mpg.de





Drastische Veränderung der Weltmeere prognostiziert

BOSTON. Forscher um Katie E. Lotterhos (Northeastern University Marine Science Center) haben düstere Zukunftsperspektiven für die Weltmeere publiziert. Ihrem Ozean-Klimamodell zufolge werden selbst bei einem gemäßigten Klimawandel 35 Prozent der heute noch in „marinen Nischen“ herrschenden optimalen Meeresbedingungen völlig verschwinden. Bei ungebremstem, die sogenannte Pariser Zwei-Grad-Grenze überspringendem Klimawandel wären es sogar 95 Prozent. Ausweichmöglichkeiten für Meeresorganismen gebe es dann keine mehr. „Wenn unsere Modellierungen korrekt sind“, so warnen die Bostoner Forscher, seien zahlreiche Arten, die sich nicht schnell anpassen könnten, dann zum Aussterben verurteilt (Scientific Reports, Vol. 11, 15535/21). (dz)

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Erkenntnis

„Eine gewisse Angst vor dem Klimawandel ist zunächst einmal angemessen und gesund. Wenn sich Kinder und Jugendliche dann politisch engagieren, ist das einerseits bewundernswert, andererseits birgt es die Gefahr, daß sie zu früh in eine Erwachsenenrolle schlüpfen, die eigentlich ihre Eltern übernehmen sollten. In der Psychotherapie nennen wir das Parentifizierung.“

Malte Klar, Psychotherapeut an der Charité