© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/21 / 26. November 2021

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Lachender Dritter“, JF 47/21

Bitte nicht auch noch Bundespräsident

Schäubles Vorschlag, die Weißrußland-Touristen, die an der polnischen Grenze wegen fehlender Einreiseberechtigung nicht eingelassen werden, in die EU aufzunehmen, ist nur mehr die Idee eines CDU-Hinterbänklers ohne Amt und Funktion in Staat und Partei. Die Entwicklung dieses einst sehr fähigen und tüchtigen Politikers ruft bei mir nur verständnisloses Kopfschütteln hervor. Als Innenminister 1990 die Deutsche Einheit auszuhandeln, war sicherlich sein Meisterstück, und sein flammendes Plädoyer im Plenarsaal kurze Zeit später für den Umzug unserer Hauptstadt von Bonn nach Berlin ruft bei mir immer noch Gänsehaut hervor aus Respekt und Rührung. 

Vor 20 Jahren hat er aber eine kaum für möglich gehaltene Abwärtsbewegung eingeläutet – begonnen mit seinem Rückzug wegen unklarer Spendenverstrickungen, seinem späteren unsäglichen Gebaren als Bundesfinanzminister beim Bruch des Maastricht-Versprechens und dem Einstieg in die Euro-Schuldenvergemeinschaftung, deren Langzeit­folgen wir auch durch die jetzige Mega-Inflation abbezahlen, über die Unterstützung des Migrationsdesasters seit 2015, bis zur meiner Meinung nach häufig unfairen Behandlung der größten Oppositionspartei durch ihn als Bundestagspräsident in der Legislatur 2017–21. Mit seinem Einsatz für Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur Laschets hat er schließlich auch noch seiner Partei einen letzten Bärendienst erwiesen. Hätte ich ihn mir kurz nach der Jahrtausendwende noch als Bundespräsidenten gewünscht, kann ich jetzt nur sagen: hoffentlich nie!

Dr. Jürgen Ptucha, Gotha




Martin Luthers politisches Verständnis

Da sich die deutsche Asyllobby oft auf christliche Grundwerte beruft, sollte sie auch auf die Bibel besinnen. Bereits im Alten Testament, also bei den Iraeliten, war mit dem „Fremdling“ aus 2. Mose 22, 10, der nicht bedrückt werden soll, nicht irgendein Fremder gemeint, sondern der „Beisasse“, d.h. derjenige, der bereit ist, sich weitgehend in die israelitische Gemeinschaft zu assimilieren. Und die Nothilfe für allerlei Bedürftige, einschließlich Fremde, von der im Neuen Testament in Matthäus 25 die Rede ist, hat Einzelne im Blick, sowohl auf der Seite der Helfenden wie auf Seite derer, denen geholfen wird, nicht das Handeln staatlicher Organe im Kontext einer Massenimmigration. In dem Zusammenhang wichtig: Die oft als Kern neutestamentlicher Ethik angesehene Bergpredigt ist keine Anleitung zu staatlichem Handeln, sondern markiert Zielpunkte, an denen sich das Verhalten der Jünger Jesu im privaten Bereich orientieren soll. Schon Martin Luther wußte, daß man mit der Bergpredigt die Welt nicht regieren kann.

Prof. em. Dr. Dr. h.c. Karl-Heinz Kuhlmann, Bohmte




Ortskräfte ja, alle anderen nein

Was sollen Sanktionen über Sanktionen? Mit den Türken haben wir auch verhandelt! Wo sind die beheizbaren Wohncontainer aus 2015 geblieben? Die sollten an der belarussischen Grenze zu Polen aufgestellt werden für die Flüchtlinge und für unsere Beamten, die die Flüchtlingsgründe und auf Corona prüfen. Ehemalige Ortskräfte nach Eu­ropa einlassen, die anderen abweisen. Wir können doch nicht zusehen, wie die Menschen dort in der frostigen Kälte tödlich erkranken, illegal einreisen und die Krankheiten mit einschleppen. Unsere Krankenhäuser sind bereits überbelegt! Erinnern wir uns an die Blockade Leningrads! Mein Gott, warum ist eine Lösung der Katastrophe so langwierig?! Bundeskanzler Helmut Schmidt hat gehandelt!

Christel Fichtner, Sandersdorf






Zu: „Polen hält die Stellung“ von Dieter Stein, JF 46/21

Wieder Kinder mit riesigen Kulleraugen

Die Bilder aus Weißrußland zeigen vor allem auch niedliche kleine Kinder mit riesigen Kulleraugen; und das in der Vorweihnachtszeit. Wunderbar, daß Polen die Stellung hält. Unsere Soldaten hätten dagegen den Befehl erhalten, die Massen hereinzulassen. Klar wie Kloßbrühe ist natürlich auch, daß mit den wenigen echten Flüchtlingen eine weitere Horde von Messerstechern und Vergewaltigern unser Land beglücken würde. Aber Gott sei Dank ist Polen noch in der EU. Mit anderen Worten: Noch ist Polen, und damit auch wir, nicht verloren.

Karl M. Hemmersbach, Köln




Noch immer ohne Plan, aber jetzt mit Panik

Das aktuelle Corona-Geschehen offenbart eine Politik ohne Plan, wie wir sie seit 16 Jahren erleben. Doch jetzt ist es weitaus schlimmer, eine von Panik beherrschte Chaospolitik: die Impfzentren erst zu schließen und jetzt ganz schnell wieder zu öffnen. Der Corona-Test erst kostenpflichtig, jetzt wieder kostenlos. Die Testpflicht erst nur für Ungeimpfte, bald wieder für alle. Geht’s noch? Nicht mehr lange, und es kommt die Testpflicht am Arbeitsplatz für alle Arbeitnehmer, ob geimpft oder ungeimpft. Das beste Beispiel für die widersprüchliche Corona-Politik dürfte Bayern sein. Mit Ministerpräsident Markus Söder und seinem „Team Vorsicht“ besitzen die Bayern die obersten Corona-Jäger und die geballte Covid-19-Kompetenz in ihren eigenen Reihen. Trotz extrem steigender Corona-Zahlen geht die Party in Bayern mit 2G weiter. Wer trägt nun mehr Verantwortung? Der Geimpfte*, der sich am Wochenende in einem Club durch einen anderen Geimpften* infiziert hat, am Montag ohne erkennbare Symptome zur Arbeit geht und dort einen Ungeimpften* ansteckt, der sein Wochenende zu Hause verbracht hat? Dieser Ungeimpfte, der dadurch vielleicht schwer erkrankt und möglicherweise sogar auf der Intensivstation landet, wird jedoch politisch und gesellschaftlich diskriminiert. Von Genesenen, Geimpften und negativ Getesteten geht ein vergleichbares Infektionsrisiko aus. Sie sind daher auch gleich zu behandeln.

Alfred Kastner, Weiden






Zu: „Voller beißender Widersprüche“ von Fritz Söllner, JF 47/21

Dein Oberarm gehört dem Staat

In Bayern gilt jetzt praktisch die faktische Teil-Lockdown-Impfpflicht! Wer ab dem 20. November 2021 noch weiter zaudern möchte, der darf dieses natürlich auch weiterhin tun, aber sonst eigentlich rein gar nichts mehr. Der Spruch „Mein Oberarm gehört nur mir“ besitzt keine Gültigkeit mehr. Dein Oberarm gehört dem Staat, und der sticht dort gnadenlos seine Nadeln rein! Und das nicht nur einmal, zweimal, dreimal, nein, „X-mal plus“. Doch damit nicht genug. Nach der Luca-Warn-App (Auswertung Oktober 2021) waren Bars und Clubs die Corona-Hotspots, Clubs mit einem Anteil von knapp 50 Prozent und die Bars mit knapp 24 Prozent. Ausgerechnet diese Locations, wo der Zutritt nur Geimpften oder Genesenen möglich ist. Endlich gibt es nun bei Bus und Bahn eine 3G-Regel, die FFP2-Masken finden wir in Bayern auch schon lange supi! Offenbar sind wir alle ein bißchen pandemiesüchtig.

Klaus P. Jaworek, Büchenbach






Zu: „ʻDen Gegner fertigmachenʼ“ von Hinrich Rohbohm, JF 47/21

Covid-19 oder: ein Balken im Auge der JF

Ihre Meinung zu Störaktionen von Grünen und Linken gegen politisch Andersdenkende teile ich auch aus eigener Erfahrung. Dagegen eindeutig „Daumen runter“ zur Hatz auf den „Mob der Geimpften“ gegen Impfverweigerer (Karikatur, JF 45/21). Sie scheinen diesbezüglich auf einem anderen Planeten zu leben.

Johann Adam, Hambühren






Zu: „ʻEine Vertreibung aus der Weltʼ“, im Gespräch mit Joachim Scholz, JF 46/21

Bewundernswerte Generation

Ich bin seit 20 Jahren Abonnent der JF, aber es hat mich noch kein „Gespräch“ so berührt wie das mit Joachim Scholz. Ich bin zwar erst 62 Jahre alt, aber Herr Scholz ist genau in dem Alter meiner Mutter, die Gott sei Dank auch noch lebt. Die Generation kann man nur bewundern!

Dirk Zielinski, algerMissen






Zu: „Orte der Mahnung und des Lernens“ von Ronald Berthold, JF 46/21

Verdrängt im Schatten der Klimahysterie

Der Volkstrauertag dient dem Gedenken der Gefallenen beider Weltkriege und den Opfern des Nationalsozialismus. Der Bundespräsident fokussiert sich in seiner aktuellen Rede wie üblich nur auf das zweite. Somit bedient er den Mythos, der durch passende partielle Erinnerungen gedeckt ist und zunehmend als ausschließliche Erinnerung in Anspruch genommen wird. Unpassende Erinnerungen werden aus der nationalen Selbstreflexion ausgeschlossen. Der Bundespräsident klammert das „Andere“ aus, das aus dem eigenen Leiden besteht und aus der Suche nach dem demokratischen Versagen derjenigen, welche in der deutschen Geschichte politische Entscheider einerseits und Untertanen andererseits einer undemokratischen Regierung und eines menschenverachtenden Regimes waren. Das ist keine nationale Selbstentlastungsstrategie, sondern umfassendes Gedenken und vor allem Mahnen an die Mächtigen im Staat, sich nie wieder Ideologien und Phantasien eines nationalen Sonderwegs, der angeblich wissenschaftlich untermauert ist, hinzugeben, so wie wir es aktuell in der Klimahysterie erleben.

Heinz-Otto Pessel, Nordgermersleben





Steinmeier hat Hausaufgabe nicht gemacht

Der jährliche Volkstrauertag gehört zu den einschneidenden Ereignissen, die ein Bundespräsident dazu nutzen sollte, die Seele einer Nation in ihrer ganzen Tiefe aufzuspüren und das kollektive Bewußtsein des deutschen Volkes aus der gemeinsamen Geschichte heraus emotional und intellektuell zu wecken und zu stärken. Leider hat Herr Steinmeier auch diesmal seine Hausaufgaben nicht gemacht, die richtigen Worte verpaßt und das Thema verfehlt. Ich habe mir daher erlaubt, ihn per E-Mail vom 15. November 2021 auf dieses gravierende Versäumnis hinzuweisen. Ich bin mir nicht sicher, ob solche Hinweise an einen dem Volke doch in weiten Teilen entrückten Präsidenten etwas bewirken und rechne auch nicht mit einer substantiierten Antwort. Gleichwohl will und darf ich als Nachfahre einer geschundenen Flüchtlings- und Vertriebenengeneration nicht einfach schweigen, wenn der höchste Repräsentant unseres Landes die Sinnhaftigkeit eines Volkstrauertages, der natürlich auch dem Gedenken an die unzähligen deutschen Kriegs- und Nachkriegsopfer dient, derart verdreht und entstellt. Wer die deutschen Opfer verschweigt und vergißt, hat aus der Geschichte wirklich nicht gelernt.

Dr. Bernd Groh, Hannover




Neuer Besen mit neuem Generalsekretär

Zum Volksbund habe ich auch ein persönliches Erlebnis: Selbst langjähriges Mitglied, kann ich die Vorgänge bestätigen. Ein Fallbeispiel: Die vormalige Generalsekretärin Daniela Schily (Nichte von Otto Schily) meinte im Frühjahr 2021 in einer Doppelseite der Verbandszeitschrift Frieden ein Loblied auf die sogenannten „Omas gegen Rechts“ und deren Engagement anstimmen zu müssen. Ich habe darauf mit scharfem Leserbrief und zusätzlicher Veröffentlichung auf Facebook und der Einstellung meiner monatlichen Beitragszahlung reagiert. Inzwischen ist ein neuer Generalsekretär im Amt, und ich zahle wieder. Der Verlauf bleibt abzuwarten.

Marco Vogt, Düsseldorf




Sicherheitsdienst auf dem Heidefriedhof

Den Linksruck beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge bestätigt auch das Verhalten des Vereinigung beim Dresden-Gedenken vor einigen Jahren. So hatte der Volksbund am Heidefriedhof Sicherheitsdienste aufmarschieren lassen, um die Teilnehmer des Gedenkens am Betreten des Friedhofs zu hindern. Kurz darauf schickte mir der Volksbund die Bitte um eine Spende. Aufgrund des Verhaltens in Dresden schickte ich die Unterlagen zurück und begründetes dies auch dementsprechend.

Hartmut Schirmer, Aschersleben






Zu: „Der deutsche Sonderweg“ von Manfred Haferburg, JF 46/21

KKW-Entwicklung ins Exil getrieben

Der JF sei Dank, daß sie zur Energiewende wiederholt qualifizierte Beiträge zur Kernkraft bringt. Wenn bei uns 2022 auch noch die letzten Kernkraftwerke stillgelegt werden, drohen Stromausfälle, und Deutschland wird auf weniger sicheren atomaren Strom aus Tschechien und Frankreich angewiesen sein. Bedenklich, wenn deutsche Ingenieure als Vorreiter einer technologischen Weiterentwicklung in Sachen Sicherheit und Entsorgung bei uns verpönt sind und auf Kanada ausweichen. Es wäre höchste Zeit, daß sich auch die Ampelkoalitionäre von Merkels überhastetem Kernenergieausstieg verabschieden und ihn zumindest überdenken und dabei auch eigene Fehler eingestehen. Wenn durch Stillegungen atomarer Kraftwerke eine mehrfache Windkraft nötig sein wird, bleibt das neben erheblichen Widerständen eine windige Angelegenheit. Was ist daran noch grün und biologisch, wenn Mais, der großflächig auf Monokulturen auch noch mit Flächenprämien Böden auslaugt, nicht wie früher primär in Futtertrögen, sondern zur Stromerzeugung in Biogasanlagen landet? Wird so das Klima nicht auch noch zusätzlich belastet, wenn dafür Soja als Viehfutter weither von Farmen Amerikas und Brasiliens in unsere Regionen tranportiert wird? „Grüne“ Politik, die die Klimaziele ohne Kernkraft erreichen will, ist kurzsichtig und stümperhaft.

Simon Kirschner, Gaimersheim