© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/21 / 03. Dezember 2021

Aufgeschnappt
Queere Möhrchen aus kaputter Familie
Matthias Bäkermann

Um keine ethnische Minderheit zu schneiden oder mit falsch pigmentierten Protagonisten ein unerwünschtes Abbild der Gesellschaft entstehen zu lassen, ist der Lebensmitteldiscounter Aldi ins Reich der Flora ausgewichen. Seit geraumer Zeit wirbt also eine leuchtend-orange Karottenfamilie für die vorweihnachtlichen Aldi-Produkte: Vater Kai, Mutter Karla mit rosa Schleife am Möhrchengrün und die drei knubbeligen Kinder Michel, Mia und Merle. Für die wmn-Redakteurin Mona Schäffer birgt bereits diese Aufzählung einen „bitteren Beigeschmack“. Im Online-Lifestyle-Magazin der Funke-Mediengruppe beklagt sie das präsentierte Idyll eines „idealen Lebens“ inklusive traditioneller Rollenbilder in der glücklichen Karottenfamilie mit wohlerzogenen Kindern. Dieses Bild sei „ziemlich problematisch“, weil es zum Beispiel die „heute normalen“ Scheidungsfamilien nicht ausreichend berücksichtige. Zudem deute Kai und Karlas Ehe „auf eine heterosexuelle Beziehung“ hin, was Homosexuelle diskriminiere. Hier hätte Aldi „ein Statement setzen können, indem sie eine queere Familie zeigt“, wünscht sich Schäffer, für die „als Scheidungskind“ nur „alternative Lebensmodelle“ so richtig erträglich sind.