© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/21 / 03. Dezember 2021

Robin DiAngelo. Die inzwischen weltweit gefragte US-Soziologin praktiziert einen bizarren Kult um „weiße Schuld“.
Die Hexenjägerin
Björn Harms

Die Bücher, die Robin DiAngelo schreibt, sind thematisch nicht gerade von Vielfalt geprägt. „Netter Rassismus“ (2021), „Wir müssen über Rassismus sprechen“ (2020) oder „Was bedeutet es, weiß zu sein?“ (2016) lauten ihre Titel. Die 65jährige hat ein funktionierendes Geschäftsmodell etabliert – und das nicht erst seit gestern. Mittlerweile gibt es kaum eine prominentere Vertreterin im Kampf gegen den angeblich allgegenwärtigen „strukturellen Rassismus“ in den USA. Die missionarische Aufklärerin wird nicht müde, permanent vor der lauernden Gefahr der „White Supremacy“ (Ideologie der „Weißen Überlegenheit“) zu warnen. Dabei war sie sich selbst lange Zeit ihres „Rassenprivilegs“ nicht bewußt, bedauert die Assistenzprofessorin der Universität von Washington.

Die Tochter weißer Eltern wuchs zunächst bei der Mutter in Kalifornien auf, die aber früh an Krebs starb. So zog sie mit elf zu ihrem Vater. Ende der achtziger Jahre begann sie in Seattle Soziologie zu studieren und sich mit ihrer Hautfarbe auseinanderzusetzen. 2004 promovierte die Antirassismus-Aktivistin im Fach „Kritische Weißseinsforschung“. Seitdem hat sie nicht nur an verschiedenen Universitäten gelehrt, sondern auch als „Beraterin, Pädagogin und Moderatorin zu Themen rassischer und sozialer Gerechtigkeit gearbeitet“, wie sie auf ihrer Netzseite verkündet. Allerdings sind ihre Antirassismus-Schulungen nicht gerade kostengünstig. Was viele politische Akteure als auch große Unternehmen wie Coca-Cola nicht daran hindert, allzu gerne auf ihre „Expertise“ zurückzugreifen. Und auch bei vielen US-amerikanischen Medien ist DiAngelo eine gefragte Gesprächspartnerin. 

Ewige Schuld wohnt in uns. Jedes weiße Kind wächst mit integralem Rassismus auf, von dem es sich nie lösen kann. 

Ebenso wird sie in Deutschland längst offiziell als seriöse Soziologin betrachtet. Betritt man etwa das „Humboldt-Forum“, also das wiedererrichtete Berliner Stadtschloß, und besucht dort das Ethnologische Museum, leuchtet einem direkt am Eingang DiAngelos Aufforderung zur Selbstgeißelung entgegen: „Ich habe einen weißen Bezugsrahmen und ein weißes Weltbild“, wird sie in großen Buchstaben und bester postkolonialer Manier zitiert. Die ewige Schuld wohnt in uns. Jedes kleine Kind, das weiß ist, wächst laut DiAngelo mit einem integralen Rassismus auf, von dem es sich niemals lösen kann. Schließlich „ist es für weiße Menschen unmöglich zu verhindern, in einer rassistischen Weltanschauung sozialisiert zu werden. Es kommt aus uns heraus, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche“, predigt DiAngelo ihren Mitmenschen. 

Die einzige Möglichkeit, dem zu widerstehen, sei es, den eigenen Rassismus zu akzeptieren und sich mit ihm auseinanderzusetzen – ein Leben lang. Denn: „Eine antirassistische Perspektive muß kontinuierlich sein.“ Unsere Vorfahren haben gesündigt, also werden auch wir zu Sündern: „Anti-Schwarzsein entsteht durch tiefe Schuldgefühle über das, was wir getan haben und weiterhin tun; das unerträgliche Wissen um unsere Mitschuld an der tiefgreifenden Folterung schwarzer Menschen von der Vergangenheit bis zur Gegenwart“, schreibt sie. 

Eines ist sicher: Mit ihrem missionarischen Eifer wird Robin DiAngelo auch weiterhin durch die westlichen Staaten ziehen und stets neue Gläubige finden, die ihrer autoaggressiven Botschaft bereitwillig folgen.