© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/21 / 03. Dezember 2021

Vertagt bis auf weiteres
AfD: Wegen der Corona-bedingten Einschränkungen hat der Vorstand den Bundesparteitag abgesagt und auf nächstes Jahr verschoben

Am vergangenen Freitag mittag hatte die Ungewißheit ein Ende: Der Bundesparteitag der AfD findet nicht wie geplant am 3. Adventswochenende statt, sondern wird auf kommendes Jahr verschoben. Gerade erst hatten Journalisten ihre Akkreditierung erhalten, da teilte die Bundesgeschäftsstelle der Partei die Absage mit. 

Aus Parteikreisen verlautete, die Entscheidung sei vor allem auf Anregung einiger Länderchefs während einer Telefonkonferenz der Landesvorsitzenden mit dem Bundesvorstand getroffen worden. Die Parteispitze habe sich schließlich einstimmig für die Verschiebung ausgesprochen. 

„Aus Fürsorgepflicht und Verantwortung den Mitgliedern, Delegierten, vor allem aber auch den Mitarbeitern der AfD sowie allen Dienstleistern gegenüber“ sei der in Wiesbaden geplante Präsenzparteitag nicht durchführbar, erklärten die Parteichefs anschließend. 

Hintergrund war die Befürchtung, wegen der aktuellen 2G-Bestimmungen in Hotels könnten Delegierte, die nicht geimpft sind, von einer Teilnahme am höchsten beschlußfassenden Organ der Partei faktisch ausgeschlossen sein. In dem Fall sei eine Anfechtung von Beschlüssen zu befürchten. Andere führende Parteifunktionäre wiesen darauf hin, daß es auch unter AfD-Mitgliedern Leute gebe, die sich vor Ansteckung mit dem Coronavirus fürchten und daher lieber dem Treffen ferngeblieben wären. 

Damit wird der aktuelle Bundesvorstand mit den beiden Sprechern Jörg Meuthen und Tino Chrupalla noch länger amtieren. Meuthen, der seit 2015 Teil einer AfD-Doppelspitze ist, hatte bereits angekündigt, nicht erneut zu kandidieren. Als sicher gilt, daß sich Chrupalla einer Wiederwahl stellen wird – und auch gute Chancen hat. Unklar ist, ob – und wenn ja, mit wem – er als Teil einer Doppelspitze kandidieren wird. Der direkt gewählte Bundestagsabgeordnete aus Sachsen halte sich diesbezüglich sehr bedeckt, so Parteifreunde. Immer wieder gibt es Spekulationen, seine Co-Fraktionschefin Alice Weidel – bisher Vize-Vorsitzende der Bundes-AfD – wolle mit ihm antreten. In dem Fall seien jedoch mehrere Gegenkandidaturen wahrscheinlich. Auch habe der Ehrenvorsitzende Alexander Gauland ihr von einer Kandidatur abgeraten. Zudem liegt ein Antrag mehrerer Landesvorsitzender vor, künftig auch eine Einerspitze zu ermöglichen. 

Hinter den Kulissen, so heißt es übereinstimmend aus Parteikreisen, gebe es „konstruktive“ Gespräche, Kandidaten für einen „Konsens-Bundesvorstand“ aufzustellen. (vo)