© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/21 / 03. Dezember 2021

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Kaserne nach ermordetem Piloten benannt 

APPEN. Die Bundeswehr hat die Luftwaffenkaserne in Appen nach dem Piloten der entführten Lufthansa-Maschine „Landshut“, Jürgen Schumann, umbenannt. Der ehemalige Starfighter-Pilot war 1977 von palästinensischen Terroristen ermordet worden. Beauftragt von der deutschen RAF, versuchten sie, den Druck auf die Bundesregierung zu erhöhen, um RAF-Mitglieder freizupressen. Schumann verkörpere die wahre Bedeutung von Mut, Tapferkeit, Verantwortung und Selbstlosigkeit. Das mache die Namensgebung so bedeutsam für den Führungsnachwuchs an der Unteroffiziersschule, sagte Generalleutnant Ingo Gerhartz laut Nachrichtenagentur dpa in seiner Ansprache am Mittwoch. Die Luftwaffe gedachte ihres ehemaligen Piloten mit einem sogenannten „Lost wing man“- Überflug und beschrieb Jürgen Schumann als Piloten, der „mit seinem Werteverständnis zu unserem modernen Traditionsverständnis gehört“. Bisher trug die Kaserne im schleswig-holsteinischen Appen den Namen des Ritterkreuzträgers Hans-Joachim Marseille (1919–1942). Dieser als „Stern von Afrika“  bekannt gewordene Flieger werde jedoch auch in Zukunft nicht verleugnet oder verschwiegen, hob Gerhartz hervor. So solle der Name Marseille vielmehr für eine differenzierte Auseinandersetzung im Kontext der historisch-politischen Ausbildung von Unteroffiziersanwärtern genutzt werden. Namensgebungen von Bundeswehrkasernen sorgen seit geraumer Zeit für Diskussionsstoff. Im vergangenen Jahr hatte die Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken im Bundestag erklärt, daß die Benennung der Kaserne nach Marseille nicht mit den Richtlinien zur Traditionspflege übereinstimme. Bereits 2017 hatte die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) angekündigt, verschiedene Kasernen mit Namen von Wehrmachtssoldaten umbenennen zu wollen. 2018 wurde die nach dem 1915 verstorbenen preußischen Weltkriegsgeneral benannte Emmich-Cambrai-Kaserne in Hannover in Hauptfeldwebel-Lagenstein Kaserne umbenannt. Der neue Namensgeber, Hauptfeldwebel Tobias Lagenstein, war 2011 in Afghanistan gefallen. Im Juni dieses Jahres wurde zudem aus der Feldwebel-Lilienthal-Kaserne in Delmenhorst-Adelheide die Delmetal-Kaserne. (fs)