© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/21 / 03. Dezember 2021

Die Geschäfte mit der Kohle laufen weiter
Australien: Die konservative Regierung will sich bei der Energiepolitik nicht reinreden lassen
Josef Hämmerling

Nachdem EU-Kommissar Frans Timmermans das Ergebnis der UN-Klimakonferenz in Glasgow zum Kohleausstieg als „historisch“ bezeichnet und auch die deutschen Ampel-Parteien den Ausstieg aus der Kohle „idealerweise“ bis 2030 ausgerufen haben, gerät die australische Regierung immer mehr in Bedrängnis. Nach Ansicht vieler Umweltorganisationen, aber auch vieler anderer westlicher Regierungen, deutet in der Politik von Premierminister Scott Morrison nichts darauf hin, daß die für 2030 anvisierten Ziele wirklich eingehalten werden. 

So hatte dann auch der französische Präsident Emmanuel Macron Morrison der Lüge bezichtigt. Unter anderem, weil Australien das einzige große Industrieland ist, das sich weigert, die Emissionsreduktionsziele für 2030 zu erhöhen, dennoch aber erklärt, diese Ziele 2030 zu übertreffen. Und das, obwohl nicht beabsichtigt sei, den Ausstieg aus der Kohle zu forcieren. 

„Die Zukunft dieses wichtigen Industriezweigs wird von der australischen Regierung entschieden und nicht von einem ausländischen Gremium, das ihn stillegen will und damit Tausende von Arbeitsplätzen und Milliarden von Exportdollar für unsere Wirtschaft kostet“, betont der Minister für Ressourcen und Wasser, Keith Pitt die Regierungslinie. 

So genehmigte Umweltministerin Sussan Ley die Erweiterung des Whitehaven’s-Vickery-Kohleabbauprojekts. Dies umfaßt den Bau eines Kohletagebaus und der dazugehörigen Infrastruktur vor Ort, 25 Kilometer nördlich von Gunnedah (New South Wales). In diesem Bergwerk soll nach Angaben des Onlineportals Mining Industries hauptsächlich metallurgische Kohle für die Stahlherstellung gefördert werden. Der Rest sei hochwertige Kraftwerkskohle, die für hochwertige Exportmärkte bestimmt sei. Neben der Whitehavens’ Vickery Mine hat Ley zwei weitere Kohleminen genehmigt: die Wollongong Coal Expansion und die Mangoola- Kohlemine von Glencore.

Gas- und Wasserstoffproduktion als alternative Energieträger 

Parallel dazu bezeichnet Industrie- und Energieminister Angus Taylor den Gasexport als weiteres  Schlüsselelement seiner Regierung. Mehr lokales Gas auf den Markt zu bringen sei der beste Weg, um die Preise für australische Gasverbraucher zu senken und die Energiesicherheit zu verbessern. „Wir wissen, daß die Erschließung eines größeren Angebots und der Aufbau gut funktionierender Märkte von grundlegender Bedeutung sind, um den Wettbewerb zu erhöhen und die Gaspreise zu senken. Dies ist ein wichtiger Teil der gasbefeuerten Beheizung und wird sicherstellen, daß australisches Gas für alle Australier funktioniert“, sagte der Minister auf einer Tagung am 17. November.

Auch der Wasserstoffsektor soll weiter ausgebaut werden. Hierzu dient auch die im Juni mit Deutschland abgeschlossene Vereinbarung, der sogenannte „Germany Australia Hydrogen Accord“. Danach soll mit deutsch-australischen „Hydrogen Hubs“ die Produktion von Wasserstoff im industriellen Maßstab in Australien unter Einsatz deutscher Technologie vorangetrieben werden. 

Ein Hydrogen Hub ist ein Infrastrukturprojekt, das eine Reihe von wasserstoffbasierten Energiedienstleistungen integriert. Diese Dienstleistungen bringen Angebot und Nachfrage nach Energie zusammen, um den Bedarf an Wärme, Strom und Verkehr zu decken. Die australische Regierung erwartet dadurch eine neue, klimafreundliche Perspektive als Energieexporteur.