© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/21 / 03. Dezember 2021

Frisch gepreßt

Ungarn-Saulus. Ungarn ist für viele Konservative eine der letzten Bastionen der Freiheit in Europa. Doch statt Anerkennung bekommt das kleine Land oft Gegenwind aus Brüssel. Die Vorwürfe reichen von vermeintlich veralteten Gesellschaftsvorstellungen über die angebliche Einschränkung der Pressefreiheit. Der Publizist Elmar Forster blies einst ins selbe Horn. Doch der Österreicher hat eine 180-Grad-Wende weg von der wie er sagt „links-nihilistischen 68er-Dystopie“ vollzogen. Heute lebt er selbst in Ungarn, wo er als Auslandslektor arbeitet. Sein Buch ist als Plädoyer für die Nation angelegt, die er auch für ihre Politik sehr schätzt. So lobt er das Land etwa für den Widerstand gegen die in Deutschland längst etablierte Politische Korrektheit. Inhaltlich springt Forster immer wieder zwischen verschiedenen Themen, und der Aufbau gleicht einem bunten, jedoch wenig nachvollziehbaren Fleckenteppich aus Zitaten, Gedichten, Erzählungen und Argumenten. Während eine sachliche Distanz zum Thema zu kurz kommt, fallen polemisch-aufgeladene Formulierungen unangenehm auf. So ergibt sich letztlich eine Sammlung interessanter Anmerkungen, aber kein stringentes Plädoyer. (zit)

Elmar Forster: Ungarn – Freiheit und Liebe. Plädoyer für eine verleumdete Nation und ihren Kampf um Wahrheit. Gerhard Hess Verlag, Bad Schussenried 2021, broschiert, 280 Seiten, 17,80 Euro





Pandemie. Dieses Buch bringt eine gewisse Ordnung in die immer noch vorherrschende Unübersichtlichkeit aus Inzidenzen, Lockdowns und Impfkampagnen. In zehn materialgesättigten Kapiteln rekonstruiert der Historiker Malte Thießen (Uni Oldenburg) nicht nur den Verlauf der Corona-Pandemie vom Dezember 2019 bis in den Sommer des Jahres 2021, sondern zieht auch zahlreiche Vergleiche zu den verheerenden Pestwellen der Vergangenheit, zur Angst vor den Pocken oder auch zur Bekämpfung der Masern. Thießen wird dabei weder zum „Corona-Leugner“ noch zum „Schlaf-Schaf“. Vielmehr wirft er mit seiner nüchtern vorgetragenen „Gesellschaftsgeschichte“ ein helles Licht darauf, wie sich die Bundesrepublik in den vergangenen zwei Jahren Ausnahmezustand verändert hat. Dabei betont der Historiker immer wieder aufs neue, daß es unser gesellschaftliches Zusammenleben selbst ist, mit dem wir sowohl zur Ausbreitung als auch zur Eindämmung der Krankheit beitragen. „Nicht nur das Virus ist eine Bedrohung, sondern unser soziales Verhalten und unsere sozialen Verhältnisse. Die wichtigste Erkenntnis dieses Buches läßt sich daher auf einen Satz bringen: Die Pandemie – das sind wir.“ Für alle, die sich fragen, was hinter und was vor uns liegt. (fw)

Malte Thießen: Auf Abstand – Eine Gesellschaftsgeschichte der Corona-Pandemie. Campus-Verlag, Frankfurt am Main 2021, broschiert, 222 Seiten, 24,95 Euro