© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/21 / 03. Dezember 2021

Umwelt
Sabines Geheimaktion
Christoph Keller

Prepper bereiten sich darauf vor, daß eines Tages Wirtschaft und Energieversorgung plötzlich und flächendeckend zusammenbrechen. Ein solcher Blackout treibt dann zivilisierte Gesellschaften für Tage oder Wochen ins Chaos (JF 48/19). Vor Corona galten solche Zeitgenossen bestenfalls als Spinner, gerieten aber auch mit der Reichsbürger-Szene ins Visier der Verfassungsschutzämter. Wie muß sich da wohl Sabine Sütterlin-Waack gefühlt haben, als sie kürzlich wie eine „Prepperin“ tönte: „Unsere moderne Gesellschaft muß auf einen Ausfall der Stromnetze vorbereitet sein.“ Und dafür benötigt Schleswig-Holstein etwas mehr als Dauerwürste und Entkeimungstabletten. Bis 2030, so präsentierte die Innenministerin die Planungen der in Kiel regierenden Jamaika-Koalition, werden daher 80 Millionen Euro in den Bevölkerungsschutz fließen. Das umfasse die Anschaffung von 4.500 Sirenen ebenso wie die Modernisierung des Fuhrparks von Feuerwehr und THW.

„Das Risikobewußtsein erhöhen und dafür sorgen, daß sich die Menschen wieder selbst vorsorgen.“

Zwar schwurbelte die CDU-Ministerin auf der Pressekonferenz zunächst über Starkregen, Sturmfluten, Waldbrände und Hitzewellen, doch zum Schluß ließ die 63jährige Juristin die Katze aus dem Sack: Es gehe auch um „längere Stromausfälle“. Gegen die nütze auch „beste Alarmierungstechnik nichts“. Auch jede SMS-Warnung (Cell Broadcast) braucht Strom. Es gelte daher, „das Risikobewußtsein in unserer Gesellschaft zu erhöhen und dafür zu sorgen, daß sich die Menschen wieder selbst vorsorgen“ – jeder, egal ob m/w/d, ein Prepper! Aber Reste staatlicher Ordnung sollen auch in Dunkeldeutschland noch funktionieren. Zu diesem Zweck übergab Sütterlin-Waack in der Landesfeuerwehrschule in Preetz das erste von 15 „leistungsstarken Notstrom-Aggregaten“, berichteten die Schleswiger Nachrichten. Eine solche 330.000-Euro-Anlage, über die bis 2023 alle Landkreise verfügen würden, „kann ganze Krankenhäuser und Straßenzüge mit Strom versorgen“. Und pro Kreis auch zwei Tankstellen. Deren Standort bleibt indes geheim, weil sie „im Ernstfall“ für Rettungsfahrzeuge reserviert sind.