© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/21 / 03. Dezember 2021

Meldungen

Mehr Wind- und Solarkraft für grünen Wasserstoffstahl

BERLIN. Wie andere Branchen verspricht auch die deutsche Stahlindustrie, ihren Beitrag zu leisten, um Deutschland bis 2045 „klimaneutral“ zu machen. Da die Herstellung einer Tonne Rohstahl 1,7 Tonnen CO2 freisetzt, läßt sich dieses Versprechen nur durch den 30 Milliarden Euro teuren Umstieg der Stahlerzeugung von Kohle auf Wasserstoff (H2) einlösen. Die „grüne“ H2-Erzeugung mittels Elektrolyse ist teuer, die Technologie ist noch nicht serienreif, so daß die Salzgitter AG auf eine Brückentechnologie setzt: Erdgas statt Kokskohle. Obwohl dies den „CO2-Fußabdruck“ um zwei Drittel reduziert, kritisiert Simone Peter, Ex-Grünen-Chefin und seit 2018 Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energien (BEE), diese Strategie als eine der „Jahrhundertaufgabe Klimaschutz“ unangemessene „Politik der kleinen Schritte“. Daher müsse die ausschließlich mit Ökostrom produzierte Wasserstoffmenge drastisch erhöht werden, die Zahl der deutschen Windturbinen von 30.000 auf 60.000 verdoppelt, die der Photovoltaik-Anlagen von zwei auf acht Millionen vervierfacht werden (Natur, 11/21). (ck)

 nature.com





Öfter mal die grauen Hirnzellen durchlüften

HAMBURG. Erwachsene verbringen durchschnittlich 80 bis 90 Prozent des Tages in geschlossenen Räumen. Das ist eine recht junge Entwicklung in der menschlichen Evolution, die nicht sonderlich gesund sei, wie eine gemeinsame Studie des Uniklinikums Hamburg-Eppendorf und des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung belegt. Besonders die Gehirnstruktur profitiere von Aufenthalten draußen. Selbst kurze Spaziergänge stünden in positivem Zusammenhang mit der grauen Substanz in einem Areal der Großhirnrinde. Dieser Teil des Kortex ist an der Planung und Regulation von Handlungen und an der Verhaltenssteuerung beteiligt. Viele psychiatrische Störungen gingen mit einer durch Bewegungs- und Sauerstoffmangel induzierten Reduktion der grauen Substanz in diesem Bereich einher (Max-Planck-Forschung, 3/21). (dm)

 www.mpib-berlin.mpg.de





Technische Innovationen für mehr Güterbahn-Akzeptanz

BONN. Ein Zug ersetzt theoretisch 52 Lkw. Trotzdem kann sich die Schiene nicht als Alternative zur Straße durchsetzen. Die Schuld daran tragen für den Umweltjournalisten Roland Bischoff Millionen von Anwohnern an vielbefahrenen Strecken (Bild der Wissenschaft, 11/21). Deren Akzeptanz gegenüber Schienenlärm und Erschütterungen ist gesunken, was Ausbauvorhaben verzögert. Die Deutsche Bahn hält, gestützt auf das Deutsche Zentrum für Schienenverkehrsforschung, mit lärmmindernden Innovationen dagegen. So wurden bis Ende 2020 63.000 Güterwagen von DB Cargo mit Flüsterbremsen ausgestattet, die den Krach jedes Wagens um zehn Dezibel verringern. In der Erprobung sind leisere Getriebe, kleinere Räder und verbesserte Federungssysteme. Bis 2030 sollen alle lauten Dieselloks ausgemustert, bis 2050 bundesweit 6.500 Schienenkilometer lärmsaniert werden, was etwa 1,6 Millionen geplagte Anwohner entlasten könnte. (dg)

 www.dzsf.bund.de





Erkenntnis 

„Wir brauchen mehr von der strategischen Konsequenz, wie sie China und die USA zeigen. Das gilt besonders bei Schlüsseltechnologien wie Wasserstoff, Halbleiter, Künstliche Intelligenz, Internet der Dinge, Industrie 4.0 oder Quantencomputer. Wir dürfen nicht in technologische Abhängigkeiten geraten. Es gibt keine politische Souveränität ohne technologische Souveränität.“

Roland Busch, Physiker und Siemens-Chef