© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/21 / 10. Dezember 2021

Bibelverse am Berliner Stadtschloß
Nur bei Jesus bleibt es still
Helmut Matthies

In immer mehr deutschen Städten ist der Ruf des Muezzins zu hören: „Allah ist der Allergrößte!“ Doch der Hinweis auf dem neuerrichteten Berliner Stadtschloß, daß „in keinem anderen Heil“ sei als in Christus, stößt auf breite Ablehnung. Preußens König Friedrich Wilhelm IV. hatte um 1848 eine entsprechende Inschrift aus zwei Bibelversen (Apostelgeschichte 4,12 und Philipperbrief 2,10) auf der Kuppel anbringen lassen. 

Seit dem Wiederaufbau des Schlosses – verschämt umbenannt in Humboldt-Forum – wird nun heftig diskutiert, ob die Verse noch politisch korrekt seien. Für die katholische Kirche kein Problem. Nicht aber für Berlins evangelischen Bischof Christian Stäblein: „Intolerante Exklusivitätsansprüche sind – auch als historische Zitate – gefährlich und brauchen Gegenbilder.“ 

Der Generalintendant des Forums, Hartmut Dorgerloh, ließ inzwischen eine Tafel anbringen, nach der man sich vom „Alleingültigkeitsanspruch“ des Christentums distanziere. Nun will die Initiative Leuchtturm Berlin den Versen zeitgemäße Aussagen entgegensetzen. Sollte man ähnliches gegen den Muezzinruf unternehmen, dürfte es wohl Aufstände geben. Bei Jesus aber ist es merkwürdig still. Nur der Initiator des Wiederaufbaus des Schlosses, Wilhelm von Boddien, fürchtet „einen kulturellen Bruch, wie wir ihn in unserer Geschichte noch nie hatten – die Herrschaft der Säkularisierung über unsere 2.000 Jahre alten Wurzeln im Christentum“.






Helmut Matthies ist Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Nachrichtenagentur idea.